Polizei Wie Bodycams der Krefelder Polizei auf Streife helfen
Krefeld · Seit rund einem halben Jahr sind die Minikameras bei den Ordnungshütern im Einsatz und damit täglicher Begleiter. Das Fazit vom Streifendienst fällt gut aus.
Wenn Oberkommissarin Elena Oymanns ihren Dienst im Streifendienst der Polizei antritt, gehört das Anklippen der kleinen Kamera schon zum Alltag. Einen Schalter auf der Oberseite des Geräts zur Seite geschoben und schon ist ihre Bodycam quasi im Standby-Modus und damit jederzeit einsatzbereit. Seit rund einem halben Jahr sind die Minikameras bei den Ordnungshütern im Einsatz und damit täglicher Begleiter. „Die Testphase ist abgeschlossen“, sagt Polizeisprecherin Karin Kretzer.
Das Fazit vom Streifendienst fällt gut aus. „Die Erfahrungen sind positiv. Ich würde sagen, dass die Kamera im Einsatz mich zwar nicht sicherer macht, es ist eher so, dass die Polizei damit sicherstellen kann, dass Situationen später im Zuge der Beweissicherung nachvollziehbarer sind“, erklärt Oymanns. Generell seien die Bodycams ein gutes Instrument, „um unser Handeln und das der anderen Personen zu dokumentieren“. Das Tragen der Kamera wirke durchaus schon präventiv, betont die Polizeioberkommissarin. Das zeige die Erfahrung schon jetzt.
Bei 25 Einsätzen wurden Videoaufnahmen gesichert
In 25 Fällen wurden seit Einführung der Bodycams bei Einsätzen in Krefeld bereits Video- und Tonaufnahmen für eine spätere mögliche Beweisaufnahme gesichert. So zum Beispiel vor zwei Wochen, als in einem Kiosk auf der Vereinsstraße ein Mann festgenommen werden sollte, der zuvor einen Motorradfahrer auf offener Straße und ohne ersichtlichen Grund angegriffen hatte. Bei dem Einsatz waren insgesamt drei Beamte verletzt worden. Der ganze Vorfall wurde via Bodycam mitgefilmt. Die Aufnahmen werden in den Behörden nach Angaben des Innenministeriums auf lokale Rechner übertragen und dabei von der Kamera gelöscht. Sie bleiben 14 Tage auf dem Sicherungsrechner und können zur Gefahrenabwehr oder zur Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten als Beweismittel genutzt werden. Auch als Gegenüber der Polizei hat man das Recht, die Videoaufnahmen für ein mögliches späteres Ermittlungsverfahren sichern zu lassen. Zu möglichen Effekten auf die Ermittlungsarbeit könne man bei der Krefelder Staatsanwaltschaft noch keine allgemeingültigen Angaben machen, sagte eine Sprecherin der Behörde.
Woran man überhaupt merkt, dass man im Zuge eines Polizeieinsatzes gefilmt wird? Die Beamten müssen es vorher ankündigen. „Wir müssen die Bürger immer darauf hinweisen, wenn wir die Kamera einschalten und einsetzen“, verweist Oymanns auf die entsprechenden Dienstanweisungen innerhalb ihrer Behörde. Die Reaktionen der Menschen seien total unterschiedlich. „Viele beruhigen sich, wenn sie wissen, dass sie gefilmt werden. Schwieriger ist es bei denen, die unter Drogen- und Alkoholeinfluss stehen. Sie realisieren das nicht unbedingt.“
NRW-Innenminister Herbert Reul glaubt an deeskalierende Wirkung
Im Innenministerium geht man davon aus, dass schon das sichtbare Tragen der Kameras im Streifendienst deeskalierend wirke. „Die Kameras können kritische Situationen im Streifendienst entschärfen. Und das schützt die Polizistinnen und Polizisten direkt vor Übergriffen“, sagte Minister Herbert Reul der Präsentation der Bodycams in Köln im vergangenen September. In Krefeld kann man die präventive Wirkung der Bodycams nach Angaben der Polizei noch nicht abschließend bewerten. Kretzer: „Ob die Kamera präventiv wirkt, können wir natürlich nicht pauschal sagen, denn es hängt zu sehr auch immer von den sehr unterschiedlichen Einsatzszenarien ab. Wir werden das weiter beobachten.“
Andernfalls würden die Aufnahmen aber bereits helfen. So zum Beispiel in Fällen von Beamtenbeleidigung. „Durch die Aufnahmen wird teilweise verdeutlicht, mit welcher Vehemenz unsere Kollegen beispielsweise auch angeschrien und beleidigt werden während ihrer Einsätze“, sagt die Polizeisprecherin. Solche Delikte seien weiterhin an der Tagesordnung. Die Zahl der tätlichen Angriffe auf Polizisten hatte sich in Krefeld im vergangenen Jahr sogar fast verdoppelt (von 36 auf 67).