Politischer Aschermittwoch Wie Reul Krefelds CDU für seine Vision mobilisiert
NRW-Innenminister beim Politischen Aschermittwoch der CDU im Haus Kleinlosen
185 Gäste sind ins „schwarze Verberg“, wie es der Krefelder CDU-Parteichef und Landtagsabgeordnete Marc Blondin formuliert, zum Politischen Aschermittwoch der CDU gekommen. „Das ist uns in den vergangenen Jahren nicht gelungen“, sagt Blondin – und weiß, wem er den unnatürlichen Zuwachs verdankt. Herbert Reul ist ins Haus Kleinlosen gekommen, NRW-Innenminister aus Leichlingen. Ein Schwergewicht der Unterhaltung, wie sie hier in Krefeld finden. Das ist jederzeit spürbar. „Reul geht immer“, heiße es, erzählt Blondin. Und in Krefeld ist Reul gern. Drei Mal war er es zuletzt hier: bei der Jungen Union, beim Kreisparteitag – und als „Preisträger des goldenen Grillhandschuhs des CDU-Ortsverbands Fischeln“. Und hier nun, sagt Reul, gebe es ja auch noch „kostenloses Essen“. Es wird Fisch serviert, traditionell, Lachs und Garnelen und mehr, drei Gänge, da kann sich auch Reul nicht beschweren. Obwohl: Nach dem Hauptgang geleiten die Sicherheitsleute den Innenminister in die Limousine.
Bis dahin ist vor den Augen der Krefelder CDU-Ratsfraktionsvorsitzenden Britta Oellers, dem Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling, der zum Nachtisch einen „Bericht aus Berlin“ serviert, Bürgermeister Timo Kühn, Ex-CDU-Fraktionschef Wilfried Fabel, dem einstigen Landtagsabgeordneten Winfried Schittges oder auch Stadtwerke-Chef Carsten Liedtke der Innenminister verbal Parforce geritten. Krefelds CDU-Aschermittwoch ist in keiner Weise eine Abrechnung mit der Stadtverwaltung, sondern eine Reul-Erzählung von einer funktionierenden Gesellschaft. „Ich will sie als Botschafter“, sagt Reul zu den Anwesenden zwischen Vorspeise und Hauptgang. „Seid alle kleine Reuls und erzählt diese Botschaft weiter.“
Es ist die von einer Gesellschaft, die der Rechtsstaat lenkt. Dass Reul den einmal vertrete, habe er selbst nie geglaubt. „Als Armin Laschet mich 2017 als Innenminister wollte, habe ich ihm gesagt: Armin, das kann ich doch nicht.“ Aber: Er sei froh, es gemacht zu haben. Seither stelle er sich „vor Polizisten“, die er für „tolle Typen“ hält und kämpfe gegen Unrecht. „Wir verabreden Regeln. Und wer sich nicht daran hält, der bekommt Probleme.“ Grundsatz: In kleinen Schritten zum Erfolg. Das sei Erfolgsrezept, rät Reul, auch für jeden Kommunalpolitiker. „Denn große Versprechungen haben wir zu oft nicht halten können.“
Er versuche, diese Regeln durchzusetzen. „Im Grunde mache ich nichts anderes, seit ich Minister bin.“ So, sagt Reul, auch beim Thema Clans. Die hätten den Anspruch, selbst zu bestimmen, was richtig ist. Reul sagt: „In Deutschland gilt aber nicht das Recht der Familie, sondern das Recht des Staates. Punkt.“ Das kommt an hier in Verberg. Und bei Reuls Clan-Bekämpfungsmotto „Learning by Erleben“ grölt der Saal. Reul findet, seinen Job hätte mit dieser Prämisse „eigentlich jeder machen können“. Nun aber eben er.
Dann zetert er über die Berliner Ampelregierung. Ein bisschen Angriff. Zur Cannabis-Freigabe: „Wie kann man über so einen Scheiß nachdenken, wenn die Hütte ganz woanders brennt?“ Migration: „Wir haben nicht die Kraft, über alle Parteigrenzen hinweg zu sagen: Das genau ist das Problem – und wie können wir es jetzt klug lösen.“ Einen Begriff wie „Stigmatisierung“ könne er nicht mehr hören. „Das macht alles kaputt.“ Den Rechtsstaat sichern, das sei ein „gutes Programm für die CDU“. Reul sagt: „Auch bei uns in der CDU ist nicht alles in Butter. Aber wir sind besser als die anderen. Zumindest im Moment.“ Stehende Ovationen. Kein Widerspruch im Raum.