Wie sich die Trockenheit auswirkt
Landwirte fürchten um die Ernte, die Waldbrandgefahr steigt — das Wetter ist nicht für alle schön.
So trocken war selten ein Sommer in Krefeld. Die Messstation im Botanischen Garten zeigt: Dort wurden im Mai noch 51,7 Millimeter Niederschlag verzeichnet, im Juni waren es 46,7 und für Juli bislang erst 5,7. Wobei ein Millimeter einem Liter pro Quadratmeter entspricht. Die anhaltende heiße und trockene Witterung ist purer Stress für Menschen, Tiere und Pflanzen. Ein Überblick:
„Wir haben wirklich Grund zu stöhnen“, sagt Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen. „Die Trockenheit nimmt ein so großes Ausmaß an, dass wir nicht wissen, ob wir das Futter zusammenbekommen für den Winter. Der Futtermais bildet jetzt Rispen aus. Dieser Blütenstand ist wichtig, denn danach zeigt sich, wie groß der Kolben wird und wie viel Energie er haben wird. Bei wenig Wasser bleiben die Kolben klein, bei wenig Energie können die Kühe keine Milch geben.“ Ein Ausweg sei es, Trocken- oder Pressschnitzel als Futter hinzuzukaufen. Das verursache zusätzliche Ausgaben.
„Nach dem guten ersten Grasschnitt kommt jetzt auch dort nichts mehr. Da muss es erst regnen.“ Küskens weiter: „Zurzeit laufen mit dem Bauernverband Verhandlungen, auf den Gründüngerflächen nach der Getreideernte erstmals Futterpflanzen wie Gras zu säen und zu ernten. Es ist dramatisch.“
Beregnen könne auch nicht jeder. Das sei eher für Gemüse oder Kartoffeln vorgesehen, die ganz andere Erträge bringen.“ Was das Getreide angeht: „Die Gerste ist schon fast komplett geerntet, etwa zehn Tage früher als sonst“, ergänzt Marilena Kipp vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband. „Sorgen macht uns momentan der Weizen. Er wäre eigentlich erst Ende Juli dran, viele Landwirte beginnen aber bereits jetzt mit der Ernte. Wir rechnen hierbei mit Einbußen von zehn bis 20 Prozent. Auch bei Raps ist mit verminderten Erträgen zu rechnen.“
Ebbe im Messbecher: Birgit Loy, Leiterin des Botanischen Gartens, hat an ihrer Station seit Wochen kaum etwas zu auszuwerten. Foto: Andreas Bischof
„Die aktuelle trockene und gleichzeitig windige Wetterlage hat dazu geführt, dass die Erde bis in größere Tiefen ausgetrocknet ist, so dass selbst tiefer wurzelnde Bäume allmählich Probleme bekommen, ausreichend Wasser zu finden“, berichtet Stadtsprecherin Angelika Peters. „Insbesondere die vielen jungen, neugepflanzten Bäume im Stadtgebiet leiden sehr unter der Hitze.“ Jeder von 2015 bis 2017 neu gepflanzte Baum erhalte in jedem Bewässerungsgang 250 Liter. Insgesamt würden knapp 1200 Bäume von aktuell drei Wassertankwagen bewässert, heißt es weiter.“
Obwohl die Tankwagen ständig im Einsatz seien, fehle das lebensspendende Wasser an allen Ecken. Deshalb werden die Krefelder erneut um Mithilfe und eine Wasserspende für die Straßenbäume, aber auch für Stauden, kleinere Büsche und Bodendecker in den Grünstreifen und Baumbeeten gebeten. „Sechs bis acht Eimer Wasser für den jeweils nächsten Straßenbaum helfen schon ein großes Stück weiter. Jeder Eimer Wasser zählt.“
Die trockenen Tage sind für die Pflanzen in den Parks, Grünanlagen und in den Wäldern im Regelfall kein Problem. „Die Pflege fällt etwas geringer aus, da sich die Intervalle beim Rasenschnitt verzögern, das zusätzliche Gießen der Bäume und Gehölze, die in den vergangenen zwei Jahren gepflanzt wurden, hebt diese geringe Zeitersparnis aber wieder auf.“Anders in den Wäldern: „Die Trockenheit wirkt sich in den Wäldern problematischer aus. Die Waldbrandgefahr steigt, nicht nur durch die Trockenheit, sondern vor allem durch Achtlosigkeit, wie weggeworfene Zigaretten, stark an. Rauchen sei im Wald von 1. März bis 31. Oktober ebenso verboten wie ganzjährig Feuer anzünden und Grillen im Wald, sagt Peters. Beim Grillen auch zu beachten: 100 Meter Abstand zum Wald sind Pflicht. Besser sei es auf jeden Fall, ausgewiesene Grillplätze aufzusuchen.
Die Feuerwehr steht wie immer parat. Dort läuft morgens der Waldbrand-Index ein, der auf einer Skala bis fünf derzeit bei zwei liegt. Der Gras-Land-Feuer-Index liegt aktuell bei einer geringen eins. „Das ist auf den kürzlich herabgegangenen Schauer zurückzuführen“, erklärt Pressesprecher Christoph Manten. „Diese Werte werden aber schnell steigen, wenn die Sonne - wie jetzt wieder angesagt - vom Himmel scheint. Dann droht schnell wieder Gefahr. Überhaupt reicht für den Wald ein Schauer nicht aus.“
Gut sei, berichtet Manten weiter, dass bisher so gut wie nichts passiert sei. Dafür waren die Feuerwehrmänner im Schönwasserpark aktiv. „Der Wasserstand des Teichs war sehr gering, da haben wir dazu gepumpt.“
Die SWK verzeichnen trotz anhaltender Wärmeperiode im Juni einen nur leicht erhöhten Trinkwasserverbrauch. „Im Durchschnitt haben wir im Jahr 2017 täglich 35 000 Kubikmeter Trinkwasser geliefert. Im Juni dieses Jahres waren es durchschnittlich 36 700 am Tag“, berichtet Dorothee Winkmann, Leiterin Unternehmenskommunikation. „Das sind aber keine besonders hohen Werte. Ab etwa 42 000 Kubikmetern Tagesproduktion sprechen wir von hohen Werten.“
Zurück zum Botanischen Garten. Dort laufen schon seit Wochen während der Arbeitszeit Regner, die den gesamten Pflanzenbestand wie Gehölze, Stauden, Sommerblumen bewässern. Angelika Peters: „Größere Trockenschäden sind hier bisher nicht festzustellen. Pflanzenarten wie beispielsweise Artischocke, Edeldisteln, mediterrane Kräuter oder Mönchspfeffer, die in sommertrockenen Gebieten ihre Heimat haben, wachsen bei den jetzigen Bedingungen sogar besonders gut.
Ein gutes Signal kommt aus dem Tiefbauamt: Zurzeit sind keine Straßenschäden durch die Hitze bekannt.