Krefeld Krefelds Bäume verdursten
Die anhaltende heiße und trockene Witterung ist Stress für Krefelds Grün. Die Feuerwehr wässert ab sofort mit. Doch es reicht noch nicht.
Krefeld ist eine grüne Stadt. 72 664 Bäume insgesamt gibt es im Stadtgebiet. Davon sind allein 1524 in den vergangenen drei Jahren neu gepflanzt worden. „Insbesondere die jungen Bäume leiden sehr unter der derzeitigen Hitze. Obwohl die Wassertankwagen ständig im Einsatz sind, fehlt das lebensspendende Wasser an allen Ecken“, sagt Stadtsprecher Timo Bauermeister und zitiert den zuständigen Kommunalbetrieb. Auch die Berufsfeuerwehr hilft ab Dienstag. „Unser Ausbildungslehrgang wird damit beginnen, die Bäume in Rücksprache mit dem Grünflächenamt zu bewässern“, erklärt Feuerwehrsprecher Christoph Manten. Angesichts der Dürre werden aber weiterhin die Krefelder und Krefelderinnen um ihre Mithilfe gebeten. Denn inzwischen zeigen auch die älteren Bäume erste massive Trockenschäden.
Während auf Facebook einzelne Krefelder über Sinn und Unsinn dieses Hilferufs diskutieren und als Steuerzahler ausschließlich die Stadt bei der Bewässerung in der Pflicht sehen, handeln Anwohner der Hofstraße im Sinne des Gemeinwohls. Auf Druckblättern und im Internet haben sie für Montagabend spontan zu „Meet and Gieß“ aufgerufen. „Da keine Abkühlung in Sicht ist, lasst uns alle zusammen etwas für unsere Natur und unsere Straße tun“, steht dort zu lesen. „Sechs bis acht Eimer Wasser für den jeweils nächsten Straßenbaum helfen schon ein großes Stück weiter. Jeder Eimer zählt“, sagt Bauermeister.
Dass dieser Sommer tatsächlich außergewöhnlich ist, zeigen die Regenmessungen des Botanischen Gartens. Für den Mai wurden 51,7 mm, für Juni 46,7 Millimeter und für Juli bislang erst 5,7 Millimeter festgehalten (ein Millimeter entspricht einem Liter pro Quadratmeter). In diesem Jahr kommt noch hinzu, dass mehr als die Hälfte Niederschlags sich an einem einzigen Tag ergossen hat. Das war gleich zu Sommerbeginn am 1. Juni. Auch der Niederschlag im Frühjahr sei oft als Starkregen runtergekommen. Die Böden konnten also gar nicht die Feuchtigkeit im Erdreich abspeichern.
Thomas Meerkamp von der Baumschule Heilmannshof beobachtet die ungewöhnlich warme und regenarme Witterung mit Sorge. „Bäume brauchen Wasser, alle zwei Wochen durchdringend und mehr als 200 Liter je nach Baumgröße“, sagt der Fachmann. Deshalb hat er auf seinem Areal in Traar seit 14 Tagen großflächig Beregnungsanlagen im Einsatz. „Zehn Tage davon sind sie— an verschiedenen Stellen - jetzt rund um die Uhr gelaufen“, erzählt Meerkamp.
Die aktuelle trockene und gleichzeitig windige Wetterlage hat laut Baumexperten des Fachbereichs Grünflächen dazu geführt, dass die Erde bis in größere Tiefen ausgetrocknet ist, so dass selbst tiefer wurzelnde Bäume allmählich Trockenschäden zeigen. Die Pflanzen reagierten auf den Wassermangel mit dem Schließen der Spaltöffnungen in den Blättern. Dadurch verringere sich die Verdunstung der Pflanzen, gleichzeitig erhöhe sich deren „Körpertemperatur“. Für die Klimatisierung der Pflanzen fehlt das kühlende Nass. Die Blätter rollen sich ein und vertrocknen. „Bei noch rechtzeitigen Wassergaben kann die Pflanze einen Notaustrieb hervorbringen. Andernfalls stirbt sie ab“, erklärt Bauermeister.
Die Stadt bewässert aktuell mit drei Tankwagen insgesamt knapp 1200 der neu gepflanzten Bäume. Jeder junge Baum erhält im Abstand von drei Wochen in jedem Bewässerungsgang 250 Liter Wasser (aus dem öffentlichen Wassernetz). „Turnusmäßig müsste der Abstand bei zwei Wochen liegen, um Trockenschäden zu vermeiden“, sagt Bauermeister. Doch mehr sei nicht leistbar. „Die Reaktionen auf die Trockenheit wirken sich noch im kommenden Jahr aus“, sagt Sabine Krömer-Butz von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Verkürzte Triebe, geringeres Blattwerk und eingeschränkter Zuwachs würden die Bäume schwächen und sie anfälliger für Schädlinge und Witterungsstress machen. Ein Ende der Hitze ist nicht in Sicht. “ siehe S. 14