Wildtiere: Was ist überhaupt artgerecht?
Für eine Diskussion über Verbot Expertenmeinungen abwägen.
Ist das Halten und Vorführen von Wildtieren im Zirkus nun eine Tierquälerei oder nicht? Wie so oft gibt es auch hier Experten, die sowohl die eine als auch die entgegengesetzte Position vertreten. Für Laien ist es da schwierig, eine Position zu finden.
Dass sich ein Zirkus wie jetzt Charles Knie bei einer gemeinsamen Begehung mit der Krefelder CDU möglichst von der besten Seite zu präsentieren sucht, ist verständlich und legitim. Ein umfassendes Bild, das als Grundlage für eine Entscheidung zum Thema Verbot von Wildtieren dienen kann, ist so allerdings kaum zu erreichen. Denn: Ein unabhängiger Experte, der auf nicht direkt augenscheinliche Missstände hätte hinweisen können, hat die Delegation bei ihrer Inspektion der Gehege nicht begleitet.
Ohnehin stellt sich die Frage nach einem Missstand viel grundsätzlicher. Ein großer, renommierter Zirkus wie Charles Knie wird schon aus Imagegründen versuchen, peinlich genau die Vorschriften einzuhalten. Doch reichen die tatsächlich aus? Was kann im Zusammenhang mit einem Zirkus, der stets auf Reisen ist, überhaupt als artgerecht bezeichnet werden? Und: Wie ist es um die Einhaltung der Vorschriften bestellt, wenn der Terminplan drängt?
Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat bereits eine Überarbeitung der Richtlinien für die Tierhaltung im Zirkus angekündigt. Bleibt zu hoffen, dass hier nicht ein stumpfes Festhalten an Traditionen zu der Erkenntnis führt: Ist doch alles prima wie gehabt. Für eine Entscheidung zum wirklichen Wohl der Tiere dürfen nicht nur Meldungen von städtischen Behörden als Grundlage dienen, wie es die angekündigte Auswertung der Datenbank vermuten lässt. Die Diskussion sollte jetzt vielmehr von politischen Machtspielchen abgekoppelt werden. Nur das ideologiefreie Abwägen von auch gegensätzlichen Expertenmeinungen kann zu einer vernünftigen Entscheidung führen.