Meinung Wir sind alle in der Pflicht
Krefeld ist zu recht stolz auf seine Grünanlagen und zahlreichen prächtigen Bäume im Stadtgebiet. Sie sind unser aller Eigentum, sie sorgen für bessere Luft und kühlere Temperaturen. Vorausgesetzt, es geht ihnen gut.
Umweltbelastungen und Klimaveränderungen setzen ihnen schon genug zu; gering Platz im Erdreich neben Kanälen und unzähligen Elektroleitungen macht es für sie nicht leichter. Und nun eine solche Trockenperiode und Hitze, die schon im Juli für viele Bäume den Herbst einläutet. In ihrer Not werfen sie Bäume, Früchte und teils sogar Äste ab. Wir müssen helfen.
Die Stadt kann den Großteil der fast 73 000 Bäume niemals alleine wässern. Sie hat nicht das Personal, die notwendigen Wagen und das Geld für das benötigte Wasser. Die Rechnung dafür schreiben nämlich die Stadtwerke und die Stadt muss für jeden Kubikmeter Nass zahlen.
Selbst die Bewässerung der in den vergangenen drei Jahren gepflanzten mehr als 1500 neuen Bäume kann die Stadt nicht in dem Turnus vorhalten, der jetzt notwendig wäre. Deshalb ist der Appell des Kommunalbetriebes Krefeld an die Bürger, die Straßenbäume zu wässern, ein echter Hilferuf.
Doch obwohl ein jeder mit offenen Augen sehen kann, in welchem schlechten Zustand die Bäume sind wird mitunter gern und lautstark nach dem Staat gerufen. Der Steuerzahler habe schließlich zu Recht zu erwarten, dass die städtischen Unternehmen, nichts anderes sind Verwaltungen, auch ihre Arbeit machen. Im Normalfall sollte das ja auch der Fall sein. In außergewöhnlichen Situationen und in Notfällen gilt das nicht.
Die Zeiten ändern sich. Während in vergangenen Jahrzehnten lange das Gemeinwohl an erster Stelle stand, Bürger sich vielfältig ehrenamtlich engagiert haben und sich auch im Kleinen, wie beispielsweise in einer Straßengemeinschaft, gegenseitig geholfen haben, sehen sich immer mehr Menschen heute als Empfänger von Leistungen statt auch als Erbringer. Das Ich steht im Vordergrund, immer weniger das Wir.
Umso beachtenswerter ist eine von Anwohnern gestartete Initiative auf der Hofstraße. Statt „Meet and Great“, einem arrangierten Treffen mit einer berühmten Person, haben sie aufgerufen zu „Meet and Gieß“. Ein geselliges Beisammensein, bei dem Bäume gegossen werden. Davon würden wir gern mehr sehen.