Andritz Küsters: Stahlwalzen mit Gravur
Die Firma baut unter anderem Maschinen, mit denen Vliesstoffe hergestellt werden.
Krefeld. Das „Baby“ wiegt satte 35 Tonnen, und bald wird es von der Eduard-Küsters-Straße 1 in die weite Welt hinausgehen. „Der sogenannte neXcal Twin-Kalander der Firma Andritz Küsters ist ein Drei-Walzen-Kalander für die Herstellung von Vliesstoffen“, sagt Johannes Schoemackers.
Der Maschinenschlosser (43) ist seit seiner Ausbildung 1986 beim Maschinenbauer Mitarbeiter in der Innenmontage. Dieser Twin-Kalander wurde 2004 zum ersten Mal vorgestellt und wird seitdem weltweit verkauft. Im Unterschied zu Standard-Kalandern verfügt er über drei Walzen, zwei davon schwenkbar, die einen sehr schnellen Produktwechsel ermöglichen — der „Star“ unter den Kalandern im Vlies-Bereich (siehe Kasten).
„Wir bauen keine Maschinen von der Stange. Alle Maschinen werden auf Kundenwunsch produziert, bei uns aufgebaut und getestet. Danach werden sie in Teile zerlegt, transportiert und beim Kunden wieder aufgebaut. Da sind unsere Außendienstmonteure dabei — egal, wo“, sagt Schoemackers.
In der Regel arbeitet der Maschinenschlosser, wie seine 300 Kollegen am Krefelder Standort von Andritz Küsters, im Ein-Schicht-Betrieb. „Die meiste Arbeit ist Teamarbeit“, sagt er. Von der Bestellung beziehungsweise Unterschrift bis zur Auslieferung des „neXcal twin“ benötigen er und seine Kollegen neun Monate.
Die meiste Lieferzeit benötigen die Gravurwalzen. Sie werden als Rohling vom Großhändler geliefert und sind aus Stahl. „Die Gravur macht den Unterschied“, sagt Schoemackers. „Sie wird mit dem Kunden zusammen entwickelt und speziell für ihn hergestellt — Geheimsache.“
Wenn der Kalander komplett fertig ist, haben Schoemackers und seine Kollegen 350 bis 400 Montagestunden hinter sich. Es folgen die Funktionstests, die für den Kunden enorm wichtig sind.
Grundsätzlich sind Schoemackers und seine Kollegen mit der Montage von Maschinen, Walzen, Hydraulikaggregaten und der Reparatur von Systemwalzen beschäftigt. „Wir sind in der Kalandertechnik und den Systemwalzen für die Vliesstoff-, Textil- und Papierindustrie eines der führenden Unternehmen“, sagt der Maschinenschlosser, der in Wachtendonk lebt.
Andritz Küsters baut die Maschinen für Kunden, die ihrerseits sogenannte Warenbahnen für ihre Kunden herstellen. Deren Endprodukte sind in der Papierindustrie zum Beispiel Zeitschriften, Verpackungen oder Spezialpapiere; im Bereich Vliesstoffe, Windeln, Wischtücher, medizinische Gaze, aber auch Agrarvliese, zum Beispiel für Erdbeerfelder.
„Einige Endprodukte können unsere Besucher bei der ,Langen Nacht der Industrie’ auch in die Hand nehmen: Wir werden kleine Päckchen mit Snacks und Getränken verteilen, weil der Besuch ja einige Zeit dauern wird. Diese sind in Vlies oder Papier verpackt. So lernen sie kennen, welche Produkte auf unseren Maschinen hergestellt und wozu sie weiterverarbeitet werden“, sagt Schoemackers.
Dann kehrt er zu seinem Twin-Kalander zurück. Der Auslieferungstermin rückt näher, und es gibt noch einiges an der Maschine zu testen.