Arbeitsagentur: Die Lehrstelle kam über Nacht
Der 19-jährige Philipp brach ein Praktikum ab. Doch er hatte Glück: Einen Tag später hatte er einen Ausbildungsplatz.
Krefeld. Wenn morgens um 5.40 Uhr bei Philipp Czuchlej der Wecker klingelt, ist das für den 19-Jährigen kein Grund zum Murren. Im Gegenteil: Für ihn ist das ein Grund zur Freude, denn seit dem 1. August hat er einen Ausbildungsplatz. Beim Krefelder Bauunternehmen Tichlers lernt er Fliesenleger. Gefunden hat er seine Lehrstelle mit Hilfe der Agentur für Arbeit.
2006 hat Philipp die Schule beendet - und obwohl die Noten auf dem Hauptschulzeugnis nicht schlecht waren, hat es mit dem erträumten Ausbildungsplatz zunächst nicht geklappt. Philipp versuchte es mit einem durch die Arbeitsagentur geförderten Praktikum als Maurer, doch als er schlechte Erfahrungen mit dem Betrieb machte, brach Philipp ab, ging wieder zur Berufsberatung an der Philadelphiastraße 2. "Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass noch am gleichen Tag das Telefon klingelt und der Berufsberater einen neuen Ausbildungsplatz für mich hat", erinnert sich Philipp.
Nur einen Tag zuvor hatte Anke Tichlers auf der Suche nach einem Auszubildenden die Agentur angerufen. Philipp konnte sein Praktikum fortsetzen. "Ich habe mich richtig gefreut, als ich hörte, dass es nach dem Praktikum auch mit dem Ausbildungsplatz geklappt hat", sagt Bernd Pilger, Philipps Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Krefeld. Er weiß, dass der Weg in eine Ausbildung heute bei vielen Jugendlichen nicht ganz gerade verläuft. Besonders wenn der Schulabschluss nicht der Beste sei, bekämen viele erst über ein Praktikum oder eine berufsvorbereitende Maßnahme einen Ausbildungsplatz.
Allein in diesem Jahr finanziert die Agentur für Arbeit Krefeld deshalb fast 400 Einstiegspraktika und rund 500 berufsvorbereitende Maßnahmen. Der Berufsberater ist bei der Ausbildungsplatzsuche so etwas wie ein Coach, beschreibt Pilger seine Arbeit. "Dabei geht es nicht nur darum, dass wir wissen, wo es offene Ausbildungsstellen gibt, sondern um die individuelle Beratung zu Ausbildung und Bewerbung."
Täglich führt Pilger zwischen sechs und acht Beratungsgespräche, die bis zu einer Stunde dauern. Dabei sieht er manchen Bewerber nur einmal und weiß, der findet schnell eine Ausbildung. Doch die meisten kommen öfter und brauchen mehr Hilfe.
Allein im letzten Beratungsjahr haben fast 12 500 Jugendliche die Berufsberatung in Anspruch genommen. Ein Problem: Viele Jugendliche sind bei der Berufswahl unflexibel. Obwohl es 350 anerkannte Ausbildungsberufe gibt, sucht fast jeder Zweite seinen Wunschberuf unter den zehn beliebtesten Ausbildungsberufen.
Stand Ende Juli: Von Oktober 2006 bis Juli haben sich 3607 Bewerber um einen Ausbildungsplatz bei der Agentur für Arbeit gemeldet, gleichzeitig gingen 3005 Ausbildungsstellenmeldungen ein. Rein rechnerisch kommen auf 83 Ausbildungsstellen 100 Bewerber. Noch haben 931 oder rund 25 Prozent der Bewerber in Krefeld und im Kreis Viersen keine Ausbildungsmöglichkeit. Dem standen Ende Juli noch 942 offene Stellenmeldungen gegenüber.
Top Ten: Obwohl es 350 Ausbildungsberufe gibt, möchten fast 50 Prozent der Bewerber einen Beruf aus den Top Ten der Ausbildungsberufe erlernen. Das sind bei den Jungen: Kaufmann im Einzelhandel, Kfz-Mechatroniker, Industriemechaniker, Bürokaufmann, Verkäufer, Tischler, Koch, Maler/Lackierer, Gärtner, Industriekaufmann. Bei den Mädchen: Friseurin, Verkäuferin, Kauffrau im Einzelhandel, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte, Industriekauffrau, Floristin, zahnmedizinische Fachangestellte, Arzthelferin, Hotelfachfrau.