Ausbildung: „Betrieb ok, Berufsschule oje“
Bei einer Umfrage unter Auszubildenden bei Siemens schneidet die Theorie schlecht ab.
Krefeld. "Betrieb okay, Berufsschule oje", ist das Fazit von Dirk Gobbers (24 Jahre). Auf diesen Nenner bringt der Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) im Uerdinger Siemens-Werk die Ergebnisse einer Umfrage bei 120 Auszubildenden.
"Wir sind so etwas wie der kleine Betriebsrat der Azubis und kümmern uns um Rechte und Pflichten", beschreibt Gobbers die Arbeit der JAV. Er ist Industriemechaniker, hat seit drei Jahren ausgelernt und muss aus Altersgründen in einem Jahr aus der Jugendvertretung ausscheiden.
Klagen über die Berufsschulen gibt es schon länger und auch er selbst kann sich noch gut an die Unterrichtsmängel erinnern. Nun wollte die JAV es genau wissen und hat eine Kampagne zur Verbesserung der Berufsschulqualität gestartet. Motto: "Fahrt ins Ungewisse? Nicht mit uns!"
Das Ergebnis ist kein Ruhmesblatt für die Lehrer. Rund 65 Prozent der Mechatroniker und Industriemechaniker bewerteten die Qualität ihres Berufsschulunterrichts mit ausreichend oder schlechter.
Die Vermittlung des Unterrichtsstoffs wurde mit mangelhaft beurteilt. Die Befragten mussten auch Kommentare abgeben, woran es im Detail hapert. Da hieß es unter anderem, der Stoff werde unverständlich vermittelt und vor allem sei der Lehrplan der Schule nicht mit dem Ausbildungsrahmenplan abgestimmt, so dass unnütze statt der erforderlichen Inhalte gelehrt würden.
Hinzu komme, dass der Unterricht oft ausfällt und die Lehrer zu spät kommen. "Das Schlimmste ist, dass die Schule nicht weiß, was im Betrieb läuft", sagt Gobbers.
Auf die Frage, ob man bei Problemen Hilfe von den Lehrern bekomme, antworteten 45 Prozent der Industriemechaniker mit "Ja", aber nur 21 Prozent der Mechatroniker.
Das liege daran, so Gobbers, dass die Industriemechaniker am Berufskolleg in Uerdingen lernen und das BKU bereits auf einem guten Weg sei, während das Berufskolleg der Mechatroniker in Düsseldorf noch auf den rechten Weg gebracht werden müsse. Deshalb sollen die Ergebnisse der Umfrage den Schulen vorgestellt werden, damit im offenen Dialog und Beisein der betrieblichen Ausbilder eine Verbesserung angestrebt werden kann.
Die betriebliche Ausbildung stand mit auf dem Prüfstand und hat wesentlich besser abgeschnitten als die schulische. "Wir haben Fragen nach der fachlichen Qualität und dem Verhältnis zu den Ausbildern gestellt und die Noten fielen zwischen gut und befriedigend aus", berichtet Gobbers.