Der DGB stellt die K-Frage
Mai-kundgebung Die Demonstration stand ganz im Zeichen von Klinikum und Kohlekraftwerk.
Als eine Mischung von Tradition und Moderne präsentierte sich die gut besuchte Mai-Kundgebung des DGB im Stadtgarten. "Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün", spielte die Bergmannskapelle Rheinpreußen unter dem Applaus der Anwesenden. 30 Motorradfahrer der Biker vom Chemiepark Uerdingen begleiteten die Demo, die erstmalig an der Fabrik Heeder startete. Schwierigkeiten bereitete dagegen das alte Kampflied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit", bei dem etliche Anwesende nicht ganz textsicher waren.
Ausdrücklich bedankte sich der DGB-Kreisvorsitzende Ralf Köpke bei der Landtagsabgeordneten Petra Schneppe für ihre Teilnahme an dem Zug. Er fragte sich, ob er das als Zeichen einer erneuten Annäherung zwischen SPD und DGB werten solle. Bei seiner Begrüßung stellte Köpke die "K-Frage". Er sprach sich gegen die Privatisierung des Klinikums und für den Bau des Kohlekraftwerks in Uerdingen aus.
Zugleich kritisierte er alle Versuche, die wirtschaftlichen Aktivitäten kommunaler Unternehmen einzuschränken. Er plädierte für die Einführung eines Mindestlohns: "Allein in Krefeld gibt es über 3000 Menschen, die von ihrem Broterwerb nicht leben können."
Oberbürgermeister Gregor Kathstede äußerte sich in seinem Grußwort zur Zukunft des Klinikums. "An den nackten Zahlen kommen wir nicht vorbei. Wir brauchen schnellstmöglich einen starken strategischen Partner, der Geld mitbringt", so Kathstede. Gegen etliche Buhrufe rief er: "Es geht um die Sicherung von Klinikum und Cäcilien-Hospital, nicht um deren Ausverkauf."
Jürgen Hilgers vom Betriebsrat des Klinikums konterte: "Wer Gesundheit zur Ware macht, verspielt das Vertrauen der Bürger." Er plädierte für kommunale Verbünde nach dem Bremer und Osnabrücker Modell, die ihre Kliniken aus eigener Kraft sanierten. Er zeigte sich zuversichtlich, die geforderten Unterschriften für das Bürgerbegehren bis Ende der Woche beibringen zu können.
Rainer Girndt von der Krefelder Attac-Gruppe würdigte das 50-jährige Bestehen der Europäischen Union. "Das europäische Wunder, wie aus Feinden Nachbarn werden, macht die Seele der EU aus", lobte er. Derzeit befürchte er jedoch eine Militarisierung der Gemeinschaft und ein Abgleiten in neoliberale Wirtschaftsauffassungen. Girndt: "Es kann nur gemeinsam gelingen, gegen demokratische und soziale Defizite in Europa anzugehen."
Festredner Karl-Heinz Zimmermann vom Bundesvorstand der Gewerkschaft Transnet erläuterte das Motto: "Du hast mehr verdient! Mehr Respekt. Soziale Gerechtigkeit. Gute Arbeit." "Gute Arbeit heißt, einen sicheren Arbeitsplatz mit einem Einkommen, das ein Leben ohne existentielle Sorgen ermöglicht", so Zimmermann. Er kritisierte, dass die meisten neu geschaffenen Arbeitsstellen im Niedriglohn- oder Leiharbeitsbereich geschaffen würden. "Mini-Jobs oder Leiharbeit können nicht die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland sein."