Erste Wolken über dem Ausbildungsmarkt
12,5 Prozent weniger Lehrstellen – doch auch die Zahl der Bewerber sinkt.
Krefeld. Über dem Ausbildungsmarkt ziehen erste Wolken auf, aber das große Unwetter lässt auf sich warten. Das hat laut IHK, Kreishandwerkerschaft und Arbeitsagentur auch damit zu tun, dass die Zahl der Bewerber stark zurückgeht. Allerdings ist mit rund 2900 gemeldeten Ausbildungsstellen in Krefeld und im Kreis Viersen ein deutliches Minus von 12,5 Prozent (413 Stellen) im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen, berichtet Christopher Meyer von der Agentur für Arbeit.
Mit rund 100 Bewerbern ohne Ausbildungsplatz Ende September sei die Zahl der "unversorgten" Jugendlichen jedoch so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr, zeigt sich Meyer zufrieden. Das seien erste Folgen des demografischen Wandels mit immer weniger Schülern. Wer jetzt noch keinen Ausbildungsplatz habe, solle nicht verzagen. Zum einen stehen noch 52 Plätze zur Verfügung, zum anderen werden alle "unversorgten" Jugendlichen zur Nachvermittlung eingeladen.
Arnd Thierfelder von der IHK Mittlerer Niederrhein berichtet, dass seit Jahresbeginn 470 neue Ausbildungsbetriebe und zusätzliche 680 Ausbildungsstellen gewonnen wurden. Der Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung sieht einen sich verschärfenden Fachkräftemangel. Dramatisch sei, dass 20 Prozent der Betriebe ihre Stellen nicht besetzen, weil die Eignung vieler Schulabgänger nicht ausreiche.
Die Zahl der Ausbildungsverträge im Handwerk ist um knapp vier Prozent zurückgegangen. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Klaus Koralewski findet die hohen Abweichungen je nach Branche bemerkenswert: Zwischen Bäcker (+35 Prozent) und Dachdecker (+32) sowie KfZ-Mechatroniker (-21) und Maurer (-42) liegen Welten.
Beim Krefelder IT-Lösungsanbieters Acadon, Gastgeber der gestrigen Runde zum Ausbildungspakt, sind derzeit mehr als 13 Prozent der Mitarbeiter Auszubildende. "Die Ausbildung erfolgt nicht im stillen Kämmerlein, sondern im Team in realen Projekten", erklärt Personalleiter Jörg Groß.