Kirmes leidet unter großer Konkurrenz
Mitte November treffen sich die Krefelder Beschicker mit dem Kämmerer. Es wird um höhere Gebühren gehen.
Krefeld. Die Schausteller haben den Sprödentalplatz geräumt. Die meisten Inhaber der Fahrgeschäfte und Verkaufsbuden sind inzwischen unterwegs in andere Städte — bis hin nach Benelux und Frankreich. Helmut Dörkes aus Fischeln, Anbieter von Flammkuchen, freut sich auf die Kirmes im münsterländischen Bocholt, die kommenden Freitag beginnt und schon am Montag endet. „Da ist die Welt noch in Ordnung. In Bocholt hat man auch bei Regen ein Auskommen. Das ist noch ein richtiges Volksfest.“
Die Herbstkirmes in Krefeld hat hingegen die wenigsten Schausteller glücklich gemacht. Paul Müller, Vorsitzender des Schaustellervereins Niederrhein, führt das allerdings nicht allein auf die zweite Hälfte mit Temperatursturz und Regenschauern zurück: „Die Werbung hat nicht gestimmt.“ Für die Werbung ist die Stadt zuständig.
Denn neben den Standgebühren — in Krefeld werden Frontmeter, nicht die insgesamt benötigte Fläche berechnet — zahlen die Inhaber der Geschäfte einen Werbebeitrag, den sie vor gut einem Jahrzehnt freiwillig verdoppelt haben.
Jetzt muss Müller, Betreiber einer Schießbude und eines Armbrust-Schießstandes („Wilhelm Tell“), feststellen, dass zusätzliche Kosten aus diesem Topf bezahlt werden: „Das Feuerwerk zum Beispiel, der Sicherheitsdienst oder auch die Matten auf den nicht asphaltierten Flächen des Sprödentalplatzes.“
Allein die Matten schlügen mit 13 000 bis 15 000 Euro zu Buche. „Dafür war dann kein Geld für große Werbetafeln und Flyer im Umland vorhanden“, klagt der Schaustellersprecher. Denn allein vom Krefelder Publikum könnten Frühjahrs- und Herbstkirmes nicht leben.
Mitte November trifft sich der Schaustellerverein mit Stadtkämmerer Ulrich Cyprian. Der hat signalisiert, dass eine Standgebühren-Erhöhung fällig ist — weil die Stadt seit zwölf Jahren den Betrag nicht erhöht hat und ein erweitertes Sicherheitskonzept als Konsequenz aus der Loveparade-Katastrophe zusätzlich Geld kostet.
Dafür zeigt Paul Müller ein gewisses Verständnis; er möchte aber das Geld aus dem Werbetopf nicht zweckentfremdet wissen. Er gibt zu bedenken, dass die Nebenkosten (vor allem für Strom) enorm gestiegen sind.
„Straßenfeste, Schützenfeste, Modenschau und viele andere Veranstaltungen sind eine große Konkurrenz geworden“, sagt auch Kollege Helmut Dörkes, „die Leute werden überflutet“. Andererseits sind manche Kirmesgeschäfte nicht mehr zeitgemäß: „Mit meiner Schießbude nach Crange oder Düsseldorf zu fahren, lohnt sich nicht“, stellt Paul Müller fest.
Das Geschäft dort werde mit Mallorca-Partys im Zelt gemacht. Er prognostiziert ein Sterben der kleinen Kirmes: „Die in Linn wird es bald nicht mehr geben“. Helmut Dörkes zum Rummel auf Sprödental: „Dort gibt es immerhin 20 Kirmestage im Jahr.“ Zu viele?