Konjunktur: Nur die Bauwirtschaft boomt
Stabile Geschäftslage erwartet, in jedem zweiten Betrieb fehlen Nachwuchskräfte.
Krefeld/Düsseldorf. Die vielen Baustellen in der Stadt zeigen es deutlich: Die Bauwirtschaft boomt. Und das seit bereits vier Jahren. „Zähl’ die Kräne vor deinem Fenster und du weißt, wie gut es der Bauwirtschaft geht“, sagt Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein.
800 Unternehmen verschiedener Branchen zwischen Viersen und Velbert hat die IHK zu Auftragslage, Chancen und Risiken befragt und herausgefunden, dass zumindest die Bauwirtschaft weiterhin im Aufschwung ist. „Unternehmen aus der Bauwirtschaft meldeten bei unserer Befragung die beste Lagebeurteilung. Ihre gute Auftragslage wird von einer Vielzahl von Bauprojekten in der Region getragen, speziell im Wohnungsbau“, erläutert Porschen. Ingesamt bringe die Konjunkturumfrage keine „spektakulären Veränderungen“ hervor. „Die Geschäftslage der regionalen Wirtschaft liegt weiterhin auf einem zufriedenstellenden Niveau“, sagt Porschen.
Die Hälfte der Unternehmen in Krefeld geht davon aus, dass die Geschäftslage auf dem derzeitigen Niveau bleibt. Damit haben die Krefelder Betriebe im Vergleich zum Herbst 2014 ihre Geschäftslage noch einmal nach unten korrigiert. Seinerzeit hatten immerhin 29 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung und nur 17 Prozent eine Verschlechterung erwartet.
Die Krefelder Betriebe haben eher restriktive Beschäftigungspläne. 17 Prozent planen die Einstellung von weiteren Mitarbeitern. 19 Prozent der Unternehmen planen, einen Stellenabbau. In Krefeld ist der Beschäftigungsstand nach aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit bereits im Jahr 2014 leicht zurückgegangen. Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen.
Kritisch sehen die befragten Unternehmen auch die Arbeitskosten — sie werden als Risiko für die Konjukturentwicklung gesehen. „Der neue allgemeine Mindestlohn und hohe Forderungen in den laufenden Tarifrunden sind die Gründe“, erläutert Udo Siepmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Der Mindestlohn führe bei den Unternehmern außerdem zu Verunsicherungen: „Viele wissen noch nicht, wie beispielsweise Weihnachtsgeld, Kosten- und Logis abgerechnet werden“, sagt Siepmann.
Weiteres Problem: der Fachkräftemangel. „Es gibt nach wie vor zu viele offene Stellen, die nicht adäquat besetzt werden können.“ Das gelte für jeden dritten Betrieb, in der Bauwirtschaft sogar für jeden zweiten.