Metallfabrik Bender: Entführung, Verschleppung und Mord

Ex-Botschafter Rachat Alijew soll 9,5 Millionen Euro aus schmutzigen Geschäften mit der Metallfabrik Bender gewaschen haben.

Rachat Alijew soll in Krefeld Geld gewaschen haben. Es geht um die Firma Bender in Gellep-Stratum.

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Krefeld. Ende März oder Anfang April soll vor dem Wiener Landgericht der Mord-Prozess gegen den ehemaligen Vize-Außenminister und kasachischen Botschafter in Wien, dem Multimillionär und Ex-Banker, Rachat Alijew, beginnen. Das berichtet die österreichische Presseagentur APA.

Alijew, der jetzt nach neuer Heirat Shoraz heißt, wurde Anfang Juni 2014 in Wien festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Vor wenigen Tagen wurde gegen ihn Mordanklage erhoben.

Der Krimi um den Ex-Botschafter reicht bis nach Krefeld. Denn auch die hiesige Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Kasachen. Der Vorwurf: Geldwäsche mit Hilfe der mittlerweile insolventen Metallfabrik Bender in Gellep-Stratum.

Über 100 Millionen Euro soll Alijew, Ex-Schwiegersohn des amtierenden Staatsoberhauptes, Präsident Nursultan Nasarbajew, in Westeuropa gewaschen haben. Laut Krefelder Staatsanwaltschaft soll es bei der Metallfabrik um rund 9,5 Millionen Euro gehen. „Der Fall ist noch nicht abgeschlossen. Wir ermitteln noch. Doch das ist schwierig“, sagt Staatsanwalt Axel Stahl.

Ob es je zu einer Anklage kommt, ist unklar. Denn Geldwäsche-Verfahren werden häufig eingestellt, da die Staatsanwaltschaft aus dem Geflecht von Firmen in Österreich, Kasachstan und Deutschland nachweisen muss, dass die Geldflüsse tatsächlich aus schmutzigen Geschäften stammen.

Als 2004 Bender der Metallbetrieb Bender insolvent ging, rettete ein österreichischer Investor, Armoreal Trading, den Betrieb. Geführt von Alijews heutigem Schwiegervater. Das Geld sei zunächst in einem Betrag eingezahlt und soll dann zwischen 2005 und 2007 in kleineren Stückelungen wieder ausgezahlt worden sein. 2005 meldete Interpol Wiesbaden den Behörden in Wien erstmals einen Verdacht auf Geldwäsche.

Bender ging 2011 erneut pleite. Ein Rettungsversuch aus Dubai scheiterte letztlich im Januar 2011. Aktuell bearbeiten die Mönchengladbacher Juristen Astrid Bender und Thomas Georg die Insolvenz.

In Österreich soll es 96 Verdachtsfälle in Sachen Geldwäsche geben. Doch Alijew soll der Prozess wegen eines Falles gemacht werden, der gar nicht in Österreich stattgefunden hat. Das Gericht will in 40 bis 50 Verhandlungstagen mit 90 Zeugen die Frage klären, ob Alijew, der mitangeklagte Ex-Chef des kasachischen Geheimdiensts KNB, Alnur Mussajew sowie ein ehemaliger Leibwächter Alijews an der Entführung, Verschleppung und Ermordung zweier kasachischer Banker beteiligt waren.

Der Fall: Alijew will im Januar 2007 festgestellt haben, dass Mitarbeiter der Nurbank ein großes Vermögen unterschlagen haben. Der Ex-Boschafter war zugleich Hauptaktionär der Bank. Darauf soll er den Vorstandsvorsitzenden und einen weiteren Manager mit Handschellen gefesselt, misshandelt und mit vorgehaltener Pistole gezwungen haben, ein Geständnis abzulegen und darüber hinaus ein millionenteures Bürogebäude zu überschreiben. Ende Januar 2007 verschwinden die Nurbank-Manager Zholdas Timralijew und Aybar Khasenow.

Gegen Alijew wird ab Mai 2007 in Kasachstan wegen der Entführung ermittelt. In Abwesenheit wird er im Januar 2008 wegen der Gründung einer mafiösen Vereinigung zu 20 Jahren Haft verurteilt. Zwei Monate später wegen Planung eines Staatsstreiches zu 20 Jahren Straflager.

Aus dem Entführungsfall der beiden Bänker wird im Mai 2011 ein Mordfall. Auf dem Gelände einer ehemaligen Firma Alijews in Kasachstan werden Leichen gefunden. Gerichtsmedizinern der Berliner Charite gelingt die Identifizierung: Es handelt sich um die verschwundenen Banker.

Alijew streitet alles ab. Gegen ihn laufe eine Kampagne aus seinem Heimatland.