Unternehmen Das Nachtgeschäft bei den Taxis kommt zum Erliegen
Krefeld · Wenige Fahrgäste, geringere Umsätze – die Dienstleistung des Abholens und Bringens durchlebt in der Pandemie eine Krise.
Seit über 40 Jahren ist Klaus Biemann schon als Taxifahrer auf den Straßen Krefelds unterwegs. „So schwer wie heute waren die Zeiten für uns noch nie“, sagt der Endsechziger am Telefon. Keine Partyszene mehr, Restaurants geschlossen. Keine Veranstaltungen weit und breit. Alkohol trinkt man durch die Corona-Beschränkungen nur noch zu Hause. Da brauchen viele Leute niemanden mehr, der sie nachts nach Hause bringe.
Das Taxi-Gewerbe lebt von der Mobilität der Menschen, die sich nun aber in der Pandemie zurückziehen sollen. „Das Nachtgeschäft ist am schlimmsten betroffen“, sagt Biemann. Schon nachmittags ab 14 Uhr merke er, wie die Nachfrage immer mehr nachlasse. „Dann haben viele Menschen ihre Dinge erledigt.“ Wenn die Taxistände sich füllen, sitzt er in seinem Auto und wartet auch mal gut und gerne zwei Stunden auf einen Auftrag.
„Wir können ja nicht einfach sagen: Wir fahren nicht mehr“
Biemann fährt selbst noch mit in seinem kleinen Unternehmen mit zwei Fahrzeugen und sechs Mitarbeitern, Vollzeitkräfte und Aushilfen darunter. Die Ansteckungsgefahr gehört für ihn seit jeher zum Berufsrisiko. „Angst ist ein schlechter Ratgeber. Man muss einen kühlen Kopf bewahren, nicht immer daran denken. Wir können ja nicht einfach sagen: Wir fahren nicht mehr.“ Im Taxi herrscht Maskenpflicht, in den Fahrzeugen sind Trennscheiben eingebaut. Seine Corona-Warn-App hat ihm schon dreimal gemeldet, dass er Kontakt mit Infizierten hatte – allerdings erst nachträglich. „Das kann man ja alles nicht nachverfolgen“, sagt Biemann.
Seit längerer Zeit schon rückläufige Aufträge, weniger Umsatz. So sieht die Lage auch in anderen Taxi-Unternehmen aus. Michael Knorrek von Krefeld-Taxi stellt ein grundlegend anderes Verhalten der Menschen in der Pandemie fest im Vergleich zu früher. Anhand der Zeiten und Orte, bei denen Aufträge eingehen, erkennt er: „Die Krefelder Bevölkerung ist beim Freizeitverhalten viel disziplinierter. Die Leute sind mit viel Vorsicht unterwegs.“ In den vergangenen Tagen waren es die letzten Besorgungen für das Weihnachtsfest, die letzten Arztbesuche vor den Feiertagen, die das Tagesgeschäft ausmachten. „Die Anzahl der Kunden aus der älteren Bevölkerung hat zugenommen“, berichtet Knorrek. Jüngere würden dagegen kaum noch als Fahrgäste wahrgenommen. Wie auch sein Kollege Biemann muss auch Knorrek feststellen: „Das Nachtgeschäft ist fast zum Erliegen gekommen.“
75 Unternehmer sind dem
Taxi-Ruf angeschlossen
In der Spitze sind 31 Fahrzeuge unterwegs. „Die Hälfte derer würde wahrscheinlich auch reichen“, sagt er. Der Umsatz sei gering: „Wir halten uns irgendwie über Wasser.“ Kurzarbeit ist längst angeordnet. Die Angst vor einer Ansteckung im Fahrzeug sei jedoch wegen der eingebauten Trennscheiben weniger das Problem: „Man fühlt sich sicher“, sagt Michael Knorrek. Doch sei die Belüftung auf den Rücksitzen ein Problem. Im Fahrzeug würde nun auch wesentlich weniger gesprochen. Maske und Scheibe machten die Interaktion viel schwieriger. Der Schall verpufft.
Uwe Klein ist Vorstandsmitglied bei der Krefelder Vereinigung Taxi-Ruf. 75 Unternehmer sind angeschlossen. Auch er will und kann die Lage nicht schönreden: „Das Geschäft läuft schlecht. Es gibt herbe Verluste“, berichtet er. Die Lage in der Branche wird angespannt bleiben, nachdem die Regierungen seit dem 16. Dezember noch einmal verschärfte Maßnahmen durchgesetzt haben. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Unternehmer aufgeben“, glaubt er. Bei den Beschränkungen sei ja kein Ende in Sicht: „Ich rechne damit bis mindestens Ende Januar“, sagt Uwe Klein. Das Wintergeschäft sei verloren gegangen. Was bleibt: Krankenfahrten zum wichtigen Arzttermin und ein paar Einkäufer. „Das Tagesgeschäft hält uns am Rollen“, sagt Klein.
Die Ansteckungsgefahr schätzt er nach wie vor hoch ein. Man wisse ja nie, wer einsteigt. Stress mit den Kunden gebe es zwar kaum, wohl aber müsse man einige darauf hinweisen, dass sie im Taxi ihre Maske tragen müssen.
Zum dauerhaften Überleben reichen die Kundenzahlen nicht aus. Klein und andere hoffen nun, dass der Staat sich auch mit angepasster und finanzieller Hilfe um die Taxi-Branche kümmert.