Wirtschaft Sneakers aus Biomasse und das Auto für die Zukunft
Krefeld · Kunststoff bestimmt in diesen Tagen zumeist die negativen Schlagzeilen. Nachhaltige Entwicklungen „Made in Krefeld“ werden heute noch auf der Messe K in Düsseldorf gezeigt.
Die Kunststoffbranche kämpft angesichts der Horrorschlagzeilen nicht zuletzt über den Zustand der Weltmeere und Strände um ihr Image (siehe Artikel unten). Das Unternehmen Covestro mit Standort unter anderem in Uerdingen zählt zu den großen Entwicklern in dem Wirtschaftszweig und hat einige Neuheiten auf den Markt gebracht, die derzeit auf der Kunststoff-Weltmesse K 2019 in Düsseldorf zu sehen sind.
„Viele Innovationen, die wir in Düsseldorf präsentieren, haben ihren Ursprung in NRW. Sie sind Grundlage für Gegenstände des Alltags wie Autos, Handys oder Sportschuhe“, sagt Daniel Koch, NRW-Standortleiter bei Covestro. Hightech-Kunststoffe sind und bleiben nach seiner Aussage ein wichtiger Treiber für mehr Nachhaltigkeit. „Ausschlaggebend wird jedoch sein, dass wir das wirtschaftliche Wachstum künftig so weit wie möglich vom Verbrauch fossiler Ressourcen entkoppeln.“ Als Alternative kämen immer mehr Pflanzenabfälle und zunehmend auch Kohlendioxid zum Einsatz. Hier einige Beispiele für nachhaltige Entwicklungen aus Uerdingen:
Laufschuhe Schuhe bestehen meist aus mehreren Sorten von Materialien, die sich in ihrem chemischen Aufbau unterscheiden. Um diese Materialien recyceln zu können, müssten sie zunächst aufwendig voneinander getrennt werden. Covestro hat Sneaker entwickelt, entworfen vom chinesischen Schuhdesigner Axis Liu, die vollständig aus Thermoplastischem Polyurethan (TPU) bestehen. Ein Teil des Kohlenstoffgehaltes besteht stammt damit aus Biomasse. Andere Typen basieren auf Stoffen wie Polyethercarbonatpolyolen, die Covestro durch einer innovativen Technologie aus Kohlendioxid produziert.
E-Mobilität Covestro hat ein nach eigenen Angaben neues Konzept für Batterien in elektrobetriebenen Fahrzeugen entwickelt. Im Mittelpunkt steht dabei eine Lithium-Ionen-Batterie. Den Rohstoff für die Verpackung der Batterie aus Polycarbonat stellt das Unternehmen in Uerdingen her. Er soll besonders robust sein – nicht nur für die Autoindustrie ist das besonders wichtig. Das Grundmaterial wird auch für die Produktion von Elektro-Surfboards im Freizeitbereich eingesetzt. Das Material für die E-Mobilität soll nicht nur für unterschiedliche Temperaturbereiche schlagfest, sondern auch über eine große Flammwidrigkeit verfügen.
Auto-Innenräume Futuristische Innenräume von Autos – auf diesem Markt mischt auch Covestro kräftig mit. Zu sehen ist ein entsprechender Prototyp derzeit ebenfalls auf der Düsseldorfer Messe. Das Konzept des Konzerns dreht sich vor allem um die Gestaltung des Innenraums, der gleichermaßen Wohn- und Arbeitsraum sein könne und dem Nutzer auf ihn zugeschnittene Erlebnisse ermöglicht. Im Fokus stehen optisch und haptisch gestaltete Oberflächen, die Integration von ambienter Beleuchtung, Infotainment-Systeme und neuartige Sitzkonzepte. Das Zauberwort für das Basismaterial lautet auch hier: Polycarbonat-Rohstoffe, die am Rhein produziert werden.
Auto-Zubehör Auch Karosserieanbauteile der Zukunft kommen von Covestro – beispielsweise eine neue Generation von Dachspoilern auf Basis von Polycarbonat-Werkstoffen. Sie sind mit vielen Funktionen ausgestattet. Dazu zählen Sensoren, Kameras und 5G-Antennen und auch Rundum-Scheiben und Kühlergrills.
Kunstrasen Auch auf dem Rasen ist das Chemieunternehmen unterwegs – zumindest auf Kunstrasen. So hat der Crefelder Hockey- und Tennisclub (CHTC) einen neuen Hockey-Kunstrasenplatz. Das Grefrather Kunststoffunternehmen Polytex hat an dieser „Weltneuheit“ mitgewirkt – mit Hilfe von Covestro. Die Beteiligten bezeichnen den blauen Teppich der Gerd-Wellen-Anlage als „Tokio-Gras“. Denn der neue Hockeyrasen wird auch bei den Olympischen Spielen in Tokio im kommenden Sommer eingesetzt. Covestro hat für das Produkt von Polytex ein Bindemittel auf der Basis von 20 Prozent Kohlenstoffdioxid entwickelt, das das Gummimaterial unter der Kunstrasenschicht zusammenhält. Werksleiter Daniel Koch sagt: „Kohlendioxid ist chemisch eigentlich sehr träge. Wir haben es geschafft, ohne viel Energiezufuhr das Produkt herzustellen. Die Böden sind weich genug für den Sport.“ Mit diesem Verfahren ließen sich dauerhaft 20 Prozent Erdöl einsparen.