Turnusmäßige Treffen sollen das Selbstwertgefühl stärken
Pro Arbeit Niederrhein betreut und vermittelt im Auftrag des Jobcenters Krefeld.
Krefeld. Geld ist für ältere arbeitslose Menschen nicht der einzige Grund, eine Arbeitsgelegenheit (Ein-Euro-Job) oder einen Mini-Job anzunehmen. Der andere Grund ist: man hat etwas zu tun — und man hat Kontakte.
Die sind gerade bei alleinstehenden Arbeitslosen über 50 Jahre höchst selten geworden — Arbeitslosigkeit hat eine starke Auswirkung auf das soziale Umfeld des oder der Betroffenen.
Es ist vormittags um 11 Uhr in der Krefelder Beratungsstelle von Pro Arbeit Niederrhein an der Westparkstraße 30. Marion Peters, die Leiterin der Geschäftsstelle, und ihr Kollege Peter Degenhardt sitzen in einer Runde mit älteren Arbeitslosen zusammen, in Kürze wird auch der Arbeitsvermittler des Jobcenters turnusmäßig zur Runde stoßen.
Es hat etwas von einer familiären Atmosphäre, während sich Berater und Betroffene austauschen. Nichtsdestotrotz geht es um ernste Themen, vor allem um die Rückkehr ins Arbeitsleben.
Deswegen auch der enge Austausch mit dem zuständigen Arbeitsvermittler. Es werden unter anderem Möglichkeiten für Bewerbungen auf offene Stellengebote besprochen. Die Betroffenen, die an dem Vormittag zusammensitzen, haben ihre Arbeit schon vor längerer Zeit verloren und danach keine Anstellung mehr gefunden.
Sie haben zum Teil verschiedene Maßnahmen und auch Ein-Euro-Jobs, über Pro Arbeit vermittelt, hinter sich. Diese Arbeitsgelegenheiten gibt es seit 2005, verschiedene Träger vermitteln sie, unter anderem in den Bereichen Altenpflege oder Grünpflege.
Pro Arbeit prüfte, in welchen Bereichen und mit welchen Partnern sie etwas anbieten könnten — und entdeckte die Vereine, zum allergrößten Teil Sportvereine.
Thomas Igl ist Vorsitzender des ESV Bahnpolizei Oppum. Auch er ist an diesem Vormittag in der Runde dabei. Sein Verein bietet Pro Arbeit Ein-Euro-Jobs in der Platzpflege an. Zurzeit arbeitet ein 56-Jähriger bei ihm, der schlecht sieht. Bis er 50 wurde, ging es mit der Arbeit, es folgte eine Untersuchung in der Arbeitsagentur.
Aufgrund der gesundheitlichen Einschränkungen hat es im Anschluss nicht mehr mit einer Stelle geklappt. Wenn sein Ein-Euro-Job beendet ist (in der Regel sechs bis neun Monate), wird er ehrenamtlich beim ESV Bahnpolizei weiterarbeiten:
„Es ist hier wie in einer Familie, nur lockerer. Und was soll ich sonst machen? Sonstige Arbeit gibt es nicht für mich.“
Marion Peters und Peter Degenhardt bestätigen: „Viele kommen auch nach den Maßnahmen hierher, um Kontakte zu halten. Sie schreiben weiter Bewerbungen, das gibt das Jobcenter vor. Wir stellen ihnen dafür Räume zur Verfügung.
Fast alle fühlen sich von der Gesellschaft ausgegrenzt oder ziehen sich selber zurück. Sie haben als Arbeitslosengeld-II-Empfänger (ALG II) einfach zu wenig Geld, um ihre Freizeit so zu gestalten, wie es Normalbeschäftigte tun“.
Bei einem Mini-Job verbleiben von den 400 Euro Verdienst im Monat etwa 160 für den eigenen Geldbeutel. Für Ein-Euro-Jobber sind es in der Regel 189 Euro im Monat, die nicht auf das ALG II angerechnet werden. Ist eine Maßnahme beendet, ist der Betroffene für sechs Monate gesperrt. dann könnte er den nächsten Job annehmen.
Im Bereich der Betreuung älterer Arbeitsloser verfügt Pro Arbeit über 22 Plätze für über 50-Jährige, die seit zwei Jahren oder länger ohne Arbeit sind. Auch bei der Arbeit der Krefelder Beratungsstelle geht es darum, Selbstwertgefühl zu tanken und den Bezug zum Arbeitsmarkt nicht zu verlieren.