WFG-Neuorganisation: Wirtschaft soll mit ins Boot
Die WFG will Unternehmen stärker einbinden. Mönchengladbach könnte Vorbild sein.
Krefeld. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Krefeld (WFG) steht vor einer Neuorganisation. Alles deutet darauf hin, dass Krefelder Unternehmen künftig stärker an der WFG beteiligt werden. "Nachahmenswertes Vorbild ist die Nachbarstadt Mönchengladbach", heißt es von Seiten der CDU-Fraktion. Eckart Preen, gemeinsam mit Gerold Stahr Geschäftsführer der WFG, hat das Wirtschaftsförderungs-Handwerk in Mönchengladbach gelernt. Er macht aus seiner Sympathie für das Gladbacher Modell kein Geheimnis: "Grundsätzlich ist eine stärkere Einbindung der Wirtschaft in die WFG wünschenswert. Die Gladbacher Variante ist nicht schlecht."
Anders als die WFG, ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mönchengladbach (WFMG) keine hundertprozentige Stadttochter. In der Nachbarstadt halten private Unternehmen einen Anteil von 49 Prozent an der WFMG, den Rest hält die Entwicklungsgesellschaft der Stadt Mönchengladbach (EWMG), eine hundertprozentige Stadttochter. 38 Firmen haben sich am Stammkapital der WFMG beteiligt. An den laufenden Verlusten sind sie nicht beteiligt. Sechs Firmen entsenden Vertreter in den Aufsichtsrat. Weitere Mitglieder sind: der Oberbürgermeister, Vertreter der EWMG, der Verwaltung und der Politik.
Die Gladbacher Wirtschaftsförderung ist unabhängiger von parteipolitischen Debatten. Der wirtschaftliche Sachverstand der Unternehmerschaft fließt in die Arbeit der WFMG mit ein. Unternehmer können Entwicklungen von Branchen oder die Qualitäten von Auslandsmärkten mitunter besser einschätzen als Politiker. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der Mönchengladbacher Wirtschaftsförderungsgesellschaft, nennt einen weiteren Vorteil: "Wenn die Wirtschaft mit im Boot sitzt, ist es einfacher, sie für die Finanzierung von Projekten zu gewinnen. Außerdem wird die Wirtschaftsförderung von den Unternehmen ernster genommen."
Die Mönchengladbacher Wirtschaftsförderung ist in erster Linie eine Dienstleistungsinstitution. Sie ist nicht im operativen Geschäft tätig. Das heißt sie verkauft keine Grundstücke und übernimmt nicht die strategische Planung für künftige Grundstückskäufe. Diese Aufgabe übernimmt die städtische Entwicklungsgesellschaft EWMG, die nicht nur Gewerbeimmobilien, sondern auch Wohnimmobilien der Stadt vermarktet. Diese Trennung von Service und operativem Geschäft ist unbedingt nötig. Denn: Eine WFG, die im operativen Geschäft tätig ist, kann nicht gemeinsam mit den Unternehmen erörtern, welche Flächen zu welchem Preis an- und später verkauft werden. Ein Vergleich zur Verdeutlichung des Problems: Kein Kaufmann entscheidet gemeinsam mit seinen Kunden über seine Waren, seine Einkaufs- und Verkaufspreise.
Denkbar sind verschiedene Varianten. Eine Möglichkeit ist: Das Mönchengladbacher Modell wird eins zu eins übernommen. Das heißt, die WFG wird eine reine Dienstleistungsgesellschaft mit einer Beteiligung von Krefelder Unternehmen am Stammkapital. Die Stadt oder eine städtische Tochtergesellschaft übernimmt den Grundstücksverkauf. Eine zweite Möglichkeit: Ein so genannter Beirat aus Vertretern der Wirtschaft wird eingerichtet, um mehr unternehmerisches Know How in die Arbeit der Wirtschaftsförderer einzubringen.
Wo es für die WFG lang geht, bleibt abzuwarten. Die Entscheidung liegt bei der Politik.