Krefeld WZ-Podiumsdiskussion „Krefeld hautnah“: Viel Verkehr und zu wenige Läden
Im Jugendzentrum Schicksbaum kamen Bürger und Experten ins Gespräch. Rund 50 Gäste nahmen die WZ-Podiumsdiskussion „Krefeld hautnah“ zum Anlass, ihre Wünsche und Sorgen loszuwerden.
Krefeld. Der Westbezirk Krefelds ist vielschichtig: Er reicht von der Innenstadt über gewachsene Siedlungsgebiete bis in die ländlich geprägte Region Benrads und in den Forstwald. Acht Stadtteile und elf Bürgervereine gehören dazu. So heterogen wie der Bezirk, so unterschiedlich sind die Vorstellungen, Sorgen und Wünsche der Menschen, die dort leben. „Die Vielfalt macht den Westen aus“, fasste Bezirksvorsteher Klaus-Dieter Menzer dies zusammen.
WZ-Redaktionsleiter Michael Passon, der mit Redakteur Steffen Hoss die Veranstaltung moderierte, verwies darauf, dass die Bürger-Umfrage nicht repräsentativ sei, sondern nur als Anstoß für die Diskussion diene. Die Umfragenteilnehmer hatten nach dem Schulnotensystem für die Kinderbetreuung, das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Lebensqualität gute Noten verteilt, während die Verkehrsbelastung, die Sicherheit, Sauberkeit sowie das Angebot für Sport, Jugendliche und Senioren nur befriedigend abschnitt — gefolgt von der schlechtesten Bewertung für die Einkaufsmöglichkeiten.
Um herauszufinden, was den Bürgern unter den Nägeln brennt und welche Lösungsvorschläge sich anbieten, lud die WZ zur bereits achten Runde ihrer Bürgeraktion „Krefeld hautnah“ — ein Forum, bei dem Bürgervertreter und Experten Rede und Antwort stehen. Am Podium waren neben Menzer noch Rainer Behrens von der Verkehrswacht, Ingeborg Müllers vom Bürgerverein Lindental-Gatherhof und Markus Ottersbach vom Einzelhandelsverband.
Menzer sieht eine Reihe von „Pfunden, mit denen der Westbezirk wuchern kann“, daneben aber auch eine Reihe von Hausaufgaben, die gemacht werden müssen. Eine Chance sieht er in der geplanten Bahnpromenade für Fußgänger und Radfahrer, die von Forstwald bis nach Uerdingen entstehen soll. Umstritten ist, was mit der ehemaligen Kaserne Forstwald geschehen soll. Die Alternativen sind Wohnbebauung oder Aufforstung und Belüftungsschneise für Krefeld. Es sei halt wie immer: „Wer dort wohnt, will keinen Bau, sondern seine Ruhe“, so der Bezirksvorsteher. Vor einer Entscheidung und Bauplanung müsse die Stadt das Grundstück erst noch erwerben. Ergebnisoffen mit Tendenz zum Wohnungsbau.
Wegen der fehlenden Einkaufsmöglichkeiten hatte die WZ Markus Ottersbach vom Einzelhandelsverband als Experten eingeladen. Auf die Frage „Was läuft falsch?“ sagte er, dass zwischen Wunsch und Wirklichkeit große Unterschiede klaffen. Nach dem „Zentrengesetz“ gebe es eine Priorität zunächst für die Innenstadt, dann für die Stadtteilzentren (Fischeln, Hüls und Uerdingen), danach für die Nahversorgungszentren und zum Schluss erst für die Nahversorgungsstandorte. Im letzten Plan der Stadt für Einzelhandelsstandorte sei der Westbezirk in der Liste nicht enthalten, machte Ottersbach keine Hoffnung auf Besserung.
Das nächste westlich gelegene Zentrum bleibe das an der Gutenbergstraße mit EKZ, Netto, Lidl und Aldi. „Damit müssen die Bürger leben.“ Seine Erklärung: Der Handel siedelt sich nur dort an, wo er nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten wie Umsatz und Rendite Chancen sieht. Ein Problem sei dabei, dass die Vollsortimenter ihre Verkaufsflächen von einst 800 auf heute mehr als 2000 Quadratmeter Mindestverkaufsfläche erhöht haben, was sich für kleinere Ortsteile noch weniger lohne. „Letztlich entscheidet die Bevölkerung aber selbst mit ihrem Kaufverhalten über Ansiedlung oder Wegzug des Einzelhandels.“ Besonders brisant war die Diskussion zwischen Bürgern und Experten zum Thema neuralgische Verkehrsknoten, nicht zuletzt wegen einiger Todesfälle.