Show Zirkus des Horrors: So grausig geht es im Zelt zu
Beim Zirkus des Horrors glänzen Akrobaten bei Gruselstimmung mit Luftnummern und Motorradstunts — ein Festival des Nervenkitzels.
Krefeld. Gespenstische Stimmung in der Zirkusarena, schummriges Licht, Darsteller im Zombie- und Vampirgewand zum Fürchten, auflodernde Feuersäulen und Nebelschwaden. Wer sich gerne gruselt, ist im Zirkus des Horrors auf dem Sprödentalplatz goldrichtig. Doch damit nicht genug. Die Artisten bieten auch eine zirzensische Show vom Feinsten. „Top, Superklasse — die ganze Show ist faszinierend“, die 28-jährige Vanessa aus Mönchengladbach ist begeistert. Sie ist mit ihrer Meinung am Premierenabend nicht allein. Das Publikum verabschiedet die Darsteller zum Schluss mit stehenden Ovationen.
Zurück zum Einlass: Hinter dem Haupteingang empfängt die Zuschauer die Finsternis. Es folgt eine Geisterbahn zu Fuß, die es in sich hat. Überall lauern dunkle Gestalten in Kutten und lassen ihre schaurigen Gesichter kurz aufblitzen. Man tastet sich weiter durch Vorhänge, hinter denen schon der nächste Schabernack wartet. Einer der Kuttenmänner tritt derart laut auf ein Brett, dass selbst wenig schreckhafte Menschen zusammenfahren. Endlich öffnet sich der Eingang zum Foyerzelt: ein Budenzauber, wo man sich mit Popcorn und anderen Leckereien für die gut zweistündige Aufführung eindecken und zumindest vom ersten Schreck erholen kann.
Erneut geht es durch einen dunklen Gang, in dem Monster den Weg zur Zirkusarena und zu den Plätzen weisen. Die Arena fasst 1400 Gäste und ist bis auf ein paar Restplätze ausverkauft. Die Stimmung ist, ob des gruseligen Auftakts, erwartungsvoll. Das Programm „Inquisition — die Folterkammer“ macht seinem Namen alle Ehre. Auf der Bühne sind diverse Foltergeräte aufgebaut, an denen Vampire und Dämonen ihre Opfer quälen — mit brennendem Kreuz oder Fackeln in der Hand.
Im Hintergrund ertönt Donnergrollen. Nichts für schwache Nerven und schon gar nicht für Kinder. Das Publikum wird höchstpersönlich von Nosferatu begrüßt, dem Herrscher der dunklen Welt, der das wohl perfekteste von vielen originellen Kostümen trägt. Er führt fortan durch das Programm, untermalt von höhnischem Lachen.
Gegen Nosferatu wirkt Emily, die Artistin am Schwungseil, mit ihrem von Folter gezeichneten Gesicht, eher wie eine Elfe, während sie mit waghalsigen Einlagen unter der Zeltkuppel schwebt. Cylios folgt mit einer sehenswerten Jonglage. Nach und nach steigert er die Zahl der Keulen, Bälle und Ringe und natürlich rutscht auch einmal ein Teil aus der Hand. Das sachverständige Publikum applaudiert dennoch und schon gelingt die Wiederholung.
Die 14-jährige Liv aus Düsseldorf, die mit ihrer gleichaltrigen Freundin Mona und deren Vater gekommen ist, bewundert Cylios, der sich selbst durch Missgeschicke nicht entmutigen lässt. Das Gruseln und auch Halloween seien eigentlich gar nicht ihr Fall. Aber die Show findet sie sehr unterhaltsam, speziell die Handstand-Nummer. Dabei baut der Gleichgewichtsartist einen Turm aus Stühlen, deren Fundament aus vier Sektflaschen besteht, um darauf einen einhändigen Handstand zu vollführen — eine spektakuläre Show.
Dann ist da Camilla mit ihren Hula-Hoop-Feuerreifen, die sie sogar in luftiger Höhe um die Hüften kreisen lässt. Oder das Artistenpaar mit seiner Luftnummer an den Strapaten-Bändern. Manche Besucher können gar nicht hinsehen, wenn sich das Freak-Paar gegenseitig Nadeln in die Haut sticht, die Wangen durchbohrt und ein Brett an der Zunge festnagelt. Folter ist nicht nur etwas aus dem Mittelalter. Derselbe männliche Folterexperte schafft es im zweiten Teil, sich — an den Füßen in der Luft hängend — aus einer Zwangsjacke zu befreien, bevor das Feuer die Halterung durchtrennt.
Zwischen den Auftritten mischt der durchgeknallte Clown Maleficus mit seinem buckligen Helfer Alfons das Publikum auf. Zuschauer Tim, der im ersten Teil Opfer des Clowns war, hatte sich im zweiten Teil verkrümelt, weil er wohl den skurrilen Scherzen wie dem Köpfen mit Guillotine nicht mehr gewachsen war.