Nach Diebstahl Zoo: „Pinguine hält man nicht in der Wanne“

Nach dem Verschwinden der Pinguine aus dem Zoo Dortmund, rätselt auch der Krefelder Zoo, wer die Tiere gestohlen haben könnte. Klar scheint: Der Schwarzmarkt boomt.

Foto: Archiv DJ

Krefeld. Vögel und Schildkröten, kleine Affen, jetzt Pinguine — wird den Zoos in der Region nun Angst und Bange? Nachdem in Krefeld im Sommer die drei Goldenen Löwenäffchen verschwunden sind und Zoodirektor Wolfgang Dreßen wenig Hoffnung hat, dass die stark bedrohten Tiere und ihre Diebe jemals gefunden werden, fehlt jetzt im Dortmunder Zoo von zwei jungen Humboldt-Pinguinen jede Spur. Ein drittes Jungtier haben Zoomitarbeiter dort tot aufgefunden. Wer steckt hinter den tierischen Entführungen? Und gibt es überhaupt einen Markt für Pinguine?

„Pinguine hält man nicht einfach so auf dem Hinterhof oder in der Badewanne, die brauchen große Becken“, sagt Krefelds Zoodirektor. Dass es Auftraggeber gebe und eine kriminelle Bande hinter dem Verschwinden der Tiere aus dem Dortmunder Tierpark stecke, hält er dennoch für möglich — aber das sei reine Spekulation. Eins sei aber sicher: „Die Beschaffungskriminalität hat die Zoos erreicht und nimmt gewaltig zu.“

Dreßen glaubt, der illegale Schwarzmarkt, gerade für bedrohte Tierarten wie die Goldenen Löwenäffchen, boomt, die Tierhalterszene in Deutschland sei groß: „Das ist wie bei Briefmarkensammlern und der Blauen Mauritius: Je seltener ein Tier ist, desto höher ist auch sein Wert.“ Und das Bedürfnis mancher Menschen, es zu besitzen. „Das ist dann wie ein Statussymbol.“

Für einen Mandschurenkranich etwa hätten Liebhaber vor 20 Jahren auf dem Schwarzmarkt noch gut und gerne 30 000 D-Mark bezahlt. „Mittlerweile hat die private Szene nachgezüchtet, so dass gar kein Bedarf mehr daran besteht, die Tiere illegal für viel Geld zu kaufen.“

Auch aus dem Duisburger Zoo sind in der Vergangenheit schon Tiere verschwunden — zuletzt zwei Waldschildkröten, die nach kurzer Zeit aber in einem Tierheim wieder auftauchten. In Panik will man in Duisburg nicht verfallen: „Es ist nicht an der Tagesordnung, dass so etwas passiert“, sagt Biologe und Kurator Volker Grün. Leicht hätten es die Diebe ohnehin nicht, glaubt Grün. Sie müssen Türen aufbrechen, Kameras und Sicherheitssysteme überwinden. Und dann seien die Tiere gechipt, tätowiert, Zebras etwa mit ihrem individuellen Streifenmuster fotodokumentarisch festgehalten. Sollten sie doch verschwinden, werde es für Diebe dadurch jedenfalls schwieriger, sie fern des Schwarzmarkts zu verkaufen.

Genau der sei aber das Problem, betont Krefelds Zoodirektor Dreßen: Nach allem, was er wisse, landeten die gestohlenen Tiere zuerst in Osteuropa. „Dort werden sie gewaschen, bekommen Papiere“, um damit dann, zurück auf dem Privatmarkt in Deutschland, zu hohen Preisen angeboten zu werden. Von einem Informanten aus der Szene wisse er, dass allein in Deutschland 19 Goldene Löwenäffchen privat gehalten werden — was verboten ist. Umso wichtiger ist daher, so Dreßen, eine bessere Vernetzung und Zusammenarbeit der Zoos und Polizeibehörden der Region untereinander. „Der Fall in Krefeld endet in Krefeld, der aus Dortmund in Dortmund.“ Es gehe beim Raub von Tieren nicht um Mord oder einen gestohlenen Chagall, aber „für unseren Zoo sind die Goldenen Löwenäffchen genauso viel wert“, betont Dreßen.

Auch wenn Tierdiebstähle wie die in Krefeld oder Dortmund nicht gänzlich verhindert werden können: Einen Hochsicherheitstrakt wolle er aus dem Krefelder Zoo nicht machen. „Das wäre weder für die Tiere, noch für die Besucher fair.“