350 Bilder vom Landleben
Alfred Niek hat Fotos und Geschichten von 40 alten Bauernhöfen zusammengetragen.
Erkrath. Wenn es nach der Schule zur Kartoffellese ging, dann war das harte Arbeit für Alfred Niek und seine Schulkameraden. Was heute größtenteils von Maschinen gemacht wird, hat der 75-Jährige noch gut in Erinnerung. „Meistens habe ich im Sandhof geholfen. Es gab immer etwas zu tun“, erzählt er. „20 Pfennig haben wir in der Stunde verdient.“ Niek zeigt auf ein Foto, auf dem seine Klassenkameraden bei der Kartoffelernte zu sehen sind. Es ist eines von insgesamt 350 Bildern, die Niek in den vergangenen drei Jahren zusammengetragen hat.
Nun hat der Unterbacher sein Lebenswerk, wie er es nennt, fertiggestellt: einen Bildband über 40 Bauernhöfe, die es früher in Unterbach und Unterfeldhaus gegeben hat. „Alle haben mitgemacht und mir Fotos zur Verfügung gestellt“, sagt er und blättert die Rohfassung des dicken Buches durch. „Von den 40 Höfen wird heute nur noch einer bewirtet. Das ist der Neu Bavier Hof von Bauer Werner Donwitz.“
Mit allen Familien der ehemaligen Landwirte hat sich Niek hingesetzt, alte Fotos von der Feldarbeit, dem Vieh, den Höfen und den Betreibern selbst erhalten. Die ein oder andere Anekdote wurde erzählt. Vom bissigen Hund des Bauern Anger oder von den Zwangsarbeitern aus der Ukraine und Russland, die nach dem Krieg unentbehrlich waren. Er hat Erinnerungen geteilt, wie an die Dorfschenke der Familie Meven, gegenüber der Metzgerei Weichert — heute ein anonymer Wohnblock am Strasserfeld.
Die alten schwarz-weiß Fotos zeugen von den Anfängen Erkraths, ohne befestigte Straßen, mit Wegen, die die vielen Höfe miteinander verbanden. „Die Familie Spieker hat mir allein 150 Bilder gegeben“, sagt Niek. „Davon hätte ich schon einen Bildband machen können.“ Dank dieser Fotos folgen nach den Kapiteln über die einzelnen Höfe noch Zusatzkapitel mit den Titeln „Tiere auf dem Bauernhof“, „Das Leben im Haus und auf dem Hof“ und „Schlachten auf dem Hof“ — letzteres mit Motiven für Hartgesottene. „Das wissen viele gar nicht mehr, dass so ein Schwein geschlachtet wird.“
Niek möchte etwas hinterlassen, dokumentieren wie er aufgewachsen ist und was er erlebt hat. 2010 hat er bereits ein Mundartbuch über sein Leben geschrieben. „Ich glaube, das ist für die kommenden Generationen interessant, zu sehen, wie es früher hier war.“ Die Texte im neuen Bildband sind wieder in Unterbacher Platt mit einer Übersetzung seiner Partnerin Sitta Köppen.
Am Sandhof, wo Niek als Schüler geholfen hat, fährt er heute noch fast täglich vorbei. Das Gebäude an der Gerresheimer Landstraße gibt es noch. Heute sind Büros in dem alten Haus, das so Vieles erlebt hat. In Nieks Bildband sind die Erinnerungen nun für immer festgehalten.