89-Jährige verlegt erstes Buch
Hedwig Boosen, die lange in Erkrath lebte, beschreibt den Wandel der Zeit am Beispiel ihrer Generation. Jeder Cent aus dem Verkauf fließt in das Haiti-Projekt.
Erkrath. Den strengen Pastor Beule hat Hedwig Boosen bis heute nicht vergessen. Lebhaft erinnert sich die 89-Jährige an den Gottesmann, der sie und ihre Freunde als Kinder den lateinischen Gottesdienst kniend erleben ließ. Dass es damals in der Kirche ihres Heimatorts Hünsborn im Kreis Olpe bis in die 1940er-Jahre sogar extra Kinderkniebänke gab, ist auf einem Foto in ihrem Buch „Eine Generation im Wandel der Zeit im 20. Jahrhundert“ zu sehen.
Mit Hilfe von Freunden wie Cäcilia Mewes von der Katholischen Gemeinde St. Johannes der Täufer, die sich seit Jahren für die Haiti-Hilfe der Gemeinde engagiert, und nicht zuletzt ihrem Mann Karl hat Hedwig Boosen den Streifzug durch die Geschichte in Worten und Bildern festgehalten. Auf die Verwendung von hochwertigem Papier, einer ansprechenden Optik, einer gut lesbaren Schrift und vielen Absätzen hat sie dabei besonderen Wert gelegt. Schließlich macht sie den Wandel der Zeit besonders an ihrer Generation deutlich. Sie beschreibt Streifzüge aus der Vergangenheit, die heute kaum vorstellbar sind.
„Die sind wirklich amüsant geschrieben“, schwärmt auch Cäcilia Mewes vom Erzählstil der sympathischen Autorin. Die hat sich ihr Buch gut 4500 Euro kosten lassen, möchte an dessen Verkauf aber nichts verdienen. Stattdessen fließt jeder Cent aus dem Verkauf des Buchs in den Neubau eines Kindergartens mit Vorschule in Haiti, den die katholische Gemeinde dem vergangenen Jahr unterstützt. „Ich habe aber noch 3,50 Euro in der Tasche“, sagt Hedwig Boosen und lacht.
Viele Jahre hat sie in Unterfeldhaus gewohnt, sich unter anderem in der katholischen Frauengemeinschaft Unterbach engagiert und im Gottesdienst immer in der ersten Reihe gesessen. „Immer mit Hut“, wie sich Pastor Günter Ernst erinnert. Seit September wohnt sie im Friedensheim in Haan in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem Mann, der dort stationär betreut wird. Durch den Verkauf seiner Bücher und Zinnsoldaten sowie der Versteigerung seiner Briefmarkensammlung hat Hedwig Boosen das Buch finanziert.
„Darf ich Ihnen noch etwas erzählen“, fragt sie und kommt noch einmal auf Pastor Beule zu sprechen. „Der beklagte sich eines Sonntagnachmittags in der Christenlehre über die Namenshäufung in ihrem Heimatdorf“, erzählt sie und fügt erläuternd hinzu: „Damals gab es ja keine Mobilität. . .“ Pastor Beule habe seine Schäfchen deshalb empfohlen, sich zur Brautschau doch auch einmal in den Nachbarstädten umzusehen. „Aber nicht im Siegkreis, da sind alle evangelisch.“