Keine Angst vor der Aufklärung
Ein Familienberater gibt Tipps, wie Eltern mit Kindern über Sexualität sprechen können.
Erkrath. Beschämtes Grinsen, herzliches Lachen oder geweckte Neugier— hat der Mann da vorne das gerade wirklich gesagt?
Als der Familien- und Erziehungsberater Dr. Jan-Uwe Rogge seinen Vortrag zum Thema „Von wegen aufgeklärt!“ in den Räumen der Johannesschule an der Hölderlinstraße hielt, staunten manche Eltern nicht schlecht über die Direktheit, mit der Rogge die Thematik der kindgerechten Aufklärung darstellte.
„Wer einen schönen pädagogischen Abend erwartet, der ist hier falsch“, sagte der Autor.
„Die heutige Sexualerziehung und Sexualität der Kinder wird immer stärker durch die Medien geprägt - trotz dieser starken Präsenz herrscht nach wie vor eine große Unsicherheit, dieses wichtige Thema offen anzusprechen“, sagte Julia Krebel, Leiterin des Bildungswerks, das den Autoren mit eingeladen hatte. Von der gewählten Thematik erhoffe sie sich, das Sensibilitätsbewusstsein der Eltern im Umgang mit ihren Kindern zu stärken.
Mit einer Mischung aus fachlichen Ratschlägen und heiteren Geschichten gelang es Rogge, die vornehmlich weibliche Zuhörerschaft für dieses besondere Thematik zu begeistern: „ Sexualität ist zunächst einmal Körperlichkeit. Kleinkinder kennen weder ein Schamgefühl noch die negative Konnotation dieser Begrifflichkeit. Wichtig ist, sich auf das Kind und seine Fragen einzulassen und weder über die Fortpflanzung der Menschen zu referieren noch anatomische Bilder von Mann und Frau zu zeigen.“
Der Erziehungsberater sprach von vier Phasen, in denen Kinder ihren Umgang mit der Sexualität erlernen, beginnend im dritten Schwangerschaftsmonat bis hin zur Pubertät. „Je älter Kinder werden, desto schwieriger werden die Gespräche. Unwissenheit, Provokation, Widerspruch zwischen Wissen und Handeln - all das gehört zur Entwicklung dazu“, erklärt der Experte.
Wichtig sei, dass man sein Kind auf dem Weg in das Erwachsensein begleite und nicht als „sexualpädagogischer Terminator“ ausschließlich vorbereite.
Bei den Eltern kam die Veranstaltung sehr gut an: „Die witzige Vortragsweise Rogges durfte ich bereits bei einer anderen Veranstaltung kennenlernen. Mir gefällt besonders, wie er das verklemmte Thema der Sexualität mit einem Augenzwinkern anspricht“, sagte die zweifache Mutter Birgit Loibl.
Rege Unterhaltungen nach der Veranstaltung, in denen Eltern sich über ihre Erfahrungen austauschten, zeugten von der Wichtigkeit des Themas. „Da ich einen neunjährigen Sohn habe, erschien es mir sehr interessant, mal zu hören was ein Experte dazu sagt, wenn Schulkinder plötzlich mit Fragen nach der Entstehung der Kinder aufkommen.“, sagte Verena Meukens. „Gut, dass solche Vorträge in Erkrath stattfinden.“