Mitten in Hochdahl stehen, in der Unterführung zwischen den Steinwüsten Hochdahler Markt und Europaplatz, und dabei einen Blick ins Neandertal werfen, das ist seit ein paar Tagen möglich. Dafür haben der Solinger Maler Andre Peer und sein Sohn Eric mit „Zauberwald“ gesorgt, einer großformatigen, 15 Meter langen Wandmalerei.
Mit verschlungenen Pfaden, Hügeln, großen Bäumen und einem Bachlauf erinnert sie an das berühmte Tal. Ein Hase und ein Paradiesvogel sind auch schon eingezogen und beliebte Fotomotive bei Eltern und Kindern. Für die Jüngsten hält die Wand noch eine besondere Attraktion bereit: Nicht nur gucken, auch klettern ist angesagt. Das ermöglichen in das Bild integrierte Griff- und Steigelemente in nicht allzu waghalsiger Höhe. Beim Klettern entsteht dann der Eindruck, an Bäumen zu hängen und über Steine zu balancieren.
Diese Vorrichtungen sollen das Kunstwerk Wandmalerei durch die Aufforderung zur Aktivität erlebbar machen und die Fantasie der Kinder anregen, erläutert Erkraths Citymanagerin Katharina Salzburg. Die Klettergriffe bedecken aber nicht die gesamte Wand. „Alle Generationen sollen profitieren, und manche wollen ja auch einfach nur das schöne Bild genießen“, erläutert Salzburg. Sie kümmert sich derzeit federführend darum, dass die besonders stark versiegelten Ecken Hochdahls schöner und vor allem auch grüner werden. Die Malerei in der Unterführung zwischen Markt und Arcaden – beide sollen stärker miteinander verknüpft werden – war der erste Schritt eines vom Land mit insgesamt 200.000 Euro gesponserten Programms, das auf zukunftsfähigere Innenstädte zielt.
Für Erkraths bevölkerungsreichsten Stadtteil ist diese Initiative ein Segen. Hochdahl ist zwar insgesamt bedeutend grüner, als es die vielen am Reißbrett entstandenen hohen Häuser vermuten lassen. Doch die zentralen Plätze, der Hochdahler Markt und erst recht der Europaplatz vor den Hochdahl-Arcaden, sind hochgradig versiegelt, was die Hitze in heißen Sommern unerträglich werden lässt. Schon lange wird Abhilfe gefordert – Verlebendigung der Plätze und Verschattung für mehr Aufenthaltsqualität und Geselligkeit im Freien im dicht besiedelten Hochdahl. Jetzt geht die Stadt das Problem an und hat eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht.
Akut sollen die Fördermittel zum Beispiel für „stadtteilprägendes sowie generationsgerechtes Stadtmobiliar“ am Hochdahler Markt ausgegeben werden, etwa für Sitzbänke in der Stadtfarbe Grün mit angrenzenden Pflanzen vor der VR-Bank und der „Heimatliebe“. Die Rundbeete (derzeit noch Baumscheiben) zwischen Hochdahler Markt 37 und 15 sollen mit frischem Grün (möglich ist ein Staudenmix) saniert werden, um die Fläche anziehender zu gestalten. Für mehr Leben auf Hochdahler Markt und Europaplatz sind markierte Flächen für Hüpfspiele vorgesehen.
Dritter Schwerpunkt der Maßnahmen ist die – angesichts der Aufheizung als höchst dringlich bewertete – Verschattung des Europaplatzes. Der stark versiegelte Platz soll durch Grünelemente und Spielimpulse anziehender werden, ohne dass die dafür vorgesehenen Elemente einer späteren umfassenden Umgestaltung in die Quere kommen.
Illegales Befahren, wie es Anwohnern zufolge immer wieder vorkommt, soll durch das Stadtmobiliar ausgebremst werden. Als attraktivste Möglichkeit der Beschattung wurden von der Stadt sogenannte Urban Canopees (plus Sitzgelegenheiten) vorgestellt – massive Pflanzkübel mit großen, baumkronenartigen, skulpturalen Metallgeflechten, die nach und nach dekorativ und Schatten spendend von rankenden Pflanzen umwachsen werden. Die Kübel verfügen über einen Wassertank, sodass nicht täglich gegossen werden muss. Nähert sich der Wasserstand der kritischen Marke, läuft die Meldung darüber automatisch beim Fachbereich Grün der Stadt ein und es wird nachgefüllt, berichtet Mitarbeiter Ludwig Overmann.
Hakte es laut Stadt bei diesen grünen Stadtschirmen zunächst noch bei der Kommunikation mit dem französischen Hersteller, sind die Schwierigkeiten inzwischen ausgeräumt, wie Citymanagerin Salzburg berichtet. Auch die Statik der Canopees sei mittlerweile geprüft worden. „Sie stimmt für unsere Gegebenheiten und wir gehen damit jetzt in die Ausschreibung“, so Salzburg.
Allzu gewichtig dürfen die Kübel nämlich nicht sein, da direkt unter dem Europaplatz eine Tiefgarage verläuft. Daher ist es laut Stadt auch nicht möglich, dort einfach Bäume als natürliche Schattenspender zu pflanzen und auf die betreuungsbedürftigen Kübel zu verzichten. Die geplanten Canopees würden zwar lediglich berankt. Durch die Masse an Grün, die sich mit den Jahren entwickle, werde aber dennoch ein Schatten spendender und damit kühlender Effekt erreicht. Bis dahin wird es allerdings noch dauern, denn die Canopee-Pflanzen werden erst einmal Zeit brauchen, um die für sie vorgesehenen Höhen zu erklimmen.
Hingucker, die dem immer wieder auch unter dem Müll der Buspassagiere leidenden Europaplatz derzeit noch gänzlich fehlen, werden die Kübel aber sicherlich von Anfang an sein.