„Beobachtbares Universum ist endlich“

Thomas Presper, Dozent des Hochdahler Planetariums,erzählt im Interview von der Unendlichkeit des Universums.

Foto: Janicki

Wir haben alle schon irgendwann einmal von den unendlichen Weiten des Weltraums gehört. Woher wissen wir denn, dass es wirklich so ist? Womöglich gibt es doch irgendwo einen Rand?

Thomas Presper: Es gibt einen „Beobachtungshorizont”. Dieser rührt daher, dass wir nur Licht von Objekten erhalten, deren Licht in der Existenzzeit unseres Universums — also in etwa 14 Milliarden Jahren — zu uns gelangen konnte. Was wir innerhalb dieses Horizontes sehen können ist das für uns beobachtbare Universum. Dieser Bereich ist zwar riesig, aber dennoch endlich groß.

Und wie geht’s von dort aus weiter?

Presper: Jenseits des Beobachtungshorizontes geht das Universum natürlich weiter. Ob das Gesamtuniversum aber wirklich unendlich groß ist, vermag niemand mit Sicherheit zu sagen. Zumindest dürfte es unermesslich groß sein.

Grenzenlosigkeit und die Unmöglichkeit, etwas „begreifen“ zu können, kann auch Angst machen. Wie lässt es sich denn damit dennoch gut leben?

Presper: Ein gewisses anfängliches Unbehagen angesichts des Unbekannten ist menschlich. Doch das Unbehagen kann man auch in Neugier umwandeln. Neugier ist oftmals der Anfang von unkonventionellen Sichtweisen. Diese bringen uns weiter.

Thomas Presper, Dozent Hochdahler Planetarium

Gibt es für Sie eine Grenze der Vernunft, an der nur noch der Glaube weiterhelfen kann?

Presper: Für die Vernunft gibt es im Prinzip keine Grenze. Glaube gibt Gewissheit, aber keinen Erkenntnisfortschritt im wissenschaftlichen Sinne.

Halten Sie den Besuch „Außerirdischer“ auf der Erde für möglich?

Presper: Das dürfte sehr unwahrscheinlich sein. Auch wesentlich weiter fortgeschrittene Zivilisationen als unsere müssten das Problem lösen, die gigantischen Entfernungen im All zurückzulegen. Aber vielleicht gibt es ja einen umsetzbaren Trick, die physikalischen Probleme zu überwinden. Die Zukunft wird es weisen.

Kommt einem der Alltag nicht zuweilen banal vor, wenn man gedanklich ständig im Universum unterwegs ist?

Presper: Nein. Letztendlich dient ja das Nachdenken über das Universum auch dazu, die eigene Position im Alltag zu überprüfen. Und die „Banalitäten des Alltages” gehören zur Menschheit genauso wie das Sinnieren über Fragen des Universums.