Kultur in Erkrath Neue Kunst in der Stadt

Erkrath · Im Millrather Kunsthaus gibt es Arbeiten von HR Schröger zu sehen und die Galerie „Kiek ma rin“ an der Bahnstraße lädt zum „Indian Summer“.

Hartmut Richard Schröger beim Aufbau seiner Ausstellung im Kunsthaus Erkrath.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(hup/red) Um Kunst anzuschauen, muss man nicht immer in die Großstädte fahren, auch vor Ort gibt es Sehenswertes. Dafür sorgt zum Beispiel der Verein Förderkreis Kunst- und Kulturraum Erkrath mit regelmäßig wechselnden Ausstellungen in seinem Domizil alte Schule Dorfstraße. Der Ausstellungsraum ist knapp bemessen, man muss nicht von Raum zu Raum eilen – dem Betrachter bleibt Zeit, um sich zu versenken. Nächste Gelegenheit dafür ist die Ausstellung „Kontemplation“ von Hartmut Richard Schröger.

Der gebürtige Sauerländer nennt sich Künstler und Designer und hat mehrere Berufsabschlüsse. Los ging es für ihn mit einer Ausbildung in der Landwirtschaft und mehreren Arbeitsjahren im elterlichen Betrieb. In Krefeld begann er dann seine zweite von insgesamt vier Ausbildungen mit einem Designstudium an der Hochschule Niederrhein. In der Landwirtschaft fand er kein Auskommen, er sieht sie in vielen Zwängen gefangen, was die Freude an der Arbeit raube, wie er sagt. Die existenziellen Erfahrungen in diesem Bereich haben ihn „tief genährt und geprägt“, wie er sagt, sie sind in seine künstlerische Arbeit eingeflossen.

Das Wunder der Schöpfung reduziere sich auf das Wesentliche, auf einen gemeinsamen Punkt, auf Kern, Korn, Zelle, Atom. Die einfache Form, der Ursprung, das Notwendigste durchziehe seine Werke, sei ihr Ausgangspunkt. „Orientiert man sich daran, kommt die Vielfalt von alleine“, meint Hartmut Richard Schröger, der seine Vornamen bevorzugt auf das Kürzel „HR“ reduziert.

Seine neuen Arbeiten zeugen dann von maximal möglicher Reduktion und scheinbarer Einfachheit. „Die Reduktion, der Kern des Ursprungs, ist genau das, was alle Menschen miteinander teilen“, meint Schröger. So entstehe die Möglichkeit einer Schnittmenge, die alle Menschen einen könne, was angesichts der vielen Konflikte in der Welt notwendiger wäre denn je. Mit seiner Ausstellung „Kontemplation“ will er dazu aufrufen, intensiv zu betrachten und vor dem Hintergrund persönlicher und gesellschaftlicher Zustände zu prüfen, ob alles im Leben nur Zufall ist oder ob Menschen gezielter denken und gestalten können.

Entsprechend ist in der Ausstellung der Kreis, die Kreisform, das Quadrat, die Grundformen an sich, der gemeinsame Ausgangspunkt, ähnlich der Theorie eines Urknalls – aus einem Punkt kann alles weitere entstehen kann. Schröger will zeigen, dass ein Gemeinsames besteht, ein Nährstoff, aus dem sich alle selbstschöpferisch bedienen können. Hier liege die Analogie zu seinem ersten Beruf, der Landwirtschaft: Ein Korn säen, um daraus eine gemeinsame Nahrungsgrundlage zu bilden.

Kunst ist Schröger ein gesellschaftlich notwendiger Nährstoff, gerade in der heutigen Zeit mit ihren Aufgeregtheiten, Oberflächlichkeiten. Kunst beinhaltet Schröger eben immer auch eine gesellschaftskritische Aussage, die es zu reflektieren gilt, opportunistische Kunst, die bloß für den verkauf gemacht wird, lehnt er ab.

Seine Gedankenwelt und wie sie sich in seinen aktuellen Arbeiten spiegelt, können Kunsthaus-Besucher bis zum 8. September im Kunsthaus an der Dorfstraße 9-11 einer kontemplativen Prüfung unterziehen. Geöffnet ist samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt.

Auch ein weiterer Kreativ-Schauplatz mit wechselnden Ausstellungen in Erkrath kann gratis besucht werden. „The Art of Indian Summer“ heißt die fünfte Ausstellung der Erkrather Künstlergruppe „Art Group Erkrath“ (vormals Neanderart Group), die mit einer Art Pop-up-Galerie in einem verwaisten Ladenlokal an der Bahnstraße in Alt-Erkrath vorübergehend heimisch geworden ist – so lange, bis sich ein Nachmieter für die rund 1000 Quadratmeter findet.

Am Freitag, 30. August, 17 Uhr, wird die neue Ausstellung in der Galerie („Kiek ma rin“) an der Bahnstraße 21/23, eröffnet. Erneut soll es einen besonderen Hingucker geben. Nach nachdem zuletzt 1000 handgefaltete Mini-Kraniche den Eingang schmückten, haben Mitglieder der Künstlergruppe und ihre Gastkausstellenden diesmal Taschen mit individuellen Motiven gestaltet, jedes Stück ein Unikat. „Da die komplette Gruppe wieder neue Bilder präsentiert, ergibt sich für die Besucher ein völlig neuer Eindruck in der Galerie. Wir erwarten diesmal den 4000. Besucher“, berichtet Organisator Lothar Kniep.

Geöffnet ist die Ausstellung freitags und samstags von 11 bis 15 Uhr.

(hup/RP)