Familien kämpfen gegen Rauswurf aus Wohnungen
Die Mieter eines Hauses im Gewerbegebiet Alt-Erkrath wollen gern bleiben. Doch die Stadt hat ihren Umzug verfügt.
Erkrath. Nadine Zoric (38) steht in ihrer Traumwohnung. Vom Wohnzimmerfenster aus kann sie nicht nur ihre große Dachterrasse betreten, sie blickt auch ganz entspannt ins Grüne. „Es ist super schön hier“, schwärmt sie.
Mit ihrem Mann Elvis und ihren beiden Kindern (fünf und acht Jahre alt) wohnt sie auf 130 Quadratmetern in einem großen viergeschossigen Gebäude am Steinhof in Alt-Erkrath. „Wir hören weder die umliegenden Betriebe noch die S-Bahn. Hier ist nichts, was uns stört“, sagt sie. „Für uns ist es perfekt.“
Familie Zoric wohnt mitten im Gewerbegebiet. Und genau das wird ihr und ihren Mitbewohnern jetzt zum Problem. Anfang November 2012 erreichte sie ein Schreiben der Stadt Erkrath, die sie auf die „unzulässige Wohnnutzung“ hinwies. Ein halbes Jahr später verschickte die Stadt eine Ordnungsverfügung, drohte 5000 Euro Zwangsgeld an, wenn Familie Zoric und die drei anderen Parteien, die derzeit in dem Haus wohnen, nicht ausziehen. Die zweite und dritte Etage stehen leer.
„Im Gewerbegebiet soll gearbeitet werden“, sagt Helmuth Hentschel, Leiter der Bauaufsicht. Deshalb gelten in Gewerbegebieten beispielsweise andere Lärmschutzbestimmungen als in Wohngebieten — sowohl tagsüber als auch nachts. Und das Wohnen ist dort generell nicht erlaubt.
„Das dient sowohl dem Schutz der Menschen, die dort wohnen wollen, als auch den Betrieben“, erläutert Hentschel. Sobald im Gewerbegebiet das Wohnen gestattet wird, besteht das Recht auf Klage gegen die Lärm verursachenden Betriebe — das will die Stadt vermeiden.
In dem Schreiben erläutert die Stadt, dass keine Baugenehmigung für eine dauerhafte Wohnnutzung vorliege. Die könne auch nicht nachträglich beantragt werden. Da macht Helmuth Hentschel Familie Zoric keine Hoffnung. Auch auf Gewohnheitsrecht könne sie nicht pochen.
Nadine Zoric kann das nicht verstehen. Sie will für ihre Traumwohnung kämpfen. Schließlich haben sie und ihr Mann ganz normale Mietverträge unterschrieben und wussten nicht, dass sie eigentlich illegal wohnen. Der Vermieter — nach ihren Angaben ein älterer Herr, dessen Vormund einen Verwalter eingesetzt hat — habe aber nichts für sie getan. Familie Zoric hat sich einen Anwalt genommen. Klagen wird sie gegen die Stadt nicht. „Eine Klage wäre aussichtslos, meint unser Anwalt“, sagt Nadine Zoric. 2015 sollen alle Familien packen.