Gemeinden feiern gemeinsam
Seit 50 Jahren wird in Hochdahl Ökumene gelebt. Dieses Jubiläum wird am 9. September auf dem Hochdahler Markt gefeiert.
Erkrath. „Trau Dich“ heißt das Motto des Ökumenischen Kirchentags, den die evangelische und die katholische Gemeinde am Samstag, 9. September, auf dem Hochdahler Markt feiern will. Mit Heiraten hat das aber gar nichts zu tun. Trauen ist eher im Sinne von „sich hintrauen“ gemeint, denn unter dem Motto „Kirche geht auf den Markt“ werden Konzerte mit den Paveiern aus Köln, Diskussionsrunden sowie Spiele und Basteln für Kinder geboten. Der Anlass für einen Kirchentag in Hochdahl?
„Dieses Jahr feiern wir 50 Jahre Ökumene in Hochdahl und 500 Jahre Reformation“, sagen Christoph Biskupek und Lutz Martini. Der katholische und der evangelische Pfarrer nennen sich beim Vornamen, gehen freundschaftlich miteinander um, klare Worte gibt es aber trotzdem: „Wir stehen nicht wie Pat und Patachon oder das doppelte Lottchen vor den Gläubigen und feiern einen Ökumenischen Gottesdienst“, sagt Christoph Biskupek.
In Hochdahl werde die Ökumene schon traditionell ganz anders gelebt. Begründet ist das in der Geschichte des Stadtteils, der in den frühen 1970ern als Trabantenstadt von Düsseldorf und Wuppertal quasi aus dem Nichts erschaffen wurde. Wo vor 1970 etwa 2000 Menschen lebten, wohnen heute fast 30 000. Dabei war Hochdahl mal für bis zu 50 000 Einwohner geplant und konzipiert. Im Stadtteil haben sich damals viele Familien angesiedelt, die die Zeichen des Neubeginns auch in der Mitarbeit in der Kirche erkannt haben. „Jeder evangelische Bürger ist im katholischen Gottesdienst willkommen, umgekehrt ist es genau so“, sagt Biskupek. Bis vor 2011 waren katholische Messen sogar im Evangelischen Paul-Schneider-Haus möglich. Dann sprach der Kölner Erzbischof allerdings ein Machtwort und diese Messen wurden untersagt. Entmutigen lassen haben sich beide Pfarrer und die Gemeinden davon nicht. „Unsere evangelischen Kindergartengruppen waren jahrelang an der katholischen St. Franziskuskirche untergebracht“, sagt Diakonin Doris Treiber. Einzigartig im gesamten Bistum ist auch das 1987 in Betrieb genommene Haus der Kirchen, in dem die Büros beider Gemeinden untergebracht sind. Zu feiern gibt es nach 50 Jahren gemeinsamer Zeit genug. Der Kirchentag startet schon morgens um 10 Uhr mit einem Konzert der Jugendmusikschule. Um 11.30 Uhr schließt sich der von Jona Teichmann moderierte Talk am Markt an. Auf der Bühne stehen langjährige Mitglieder der Gemeinde, um über die Ökumene zu reden. Vormerken können sich Besucher schon mal das Mittagessen, das es als „Kirchentagsmenü“ bei Edeka, Edels Eck und in den umliegenden Restaurant gibt. Höhepunkt des Tages ist der Auftritt der Kölner Band Paveier ab 16 Uhr, die aus dem Karneval sehr bekannt sind, aber auch ganz andere Lieder singen können. Und die Reformation? „Ohne Luther würde ich heute nicht hier sitzen“, sagt Lutz Martin. Ihm ist wichtig, auf dem Ökumenischen Kirchentag zu zeigen, dass die Reformation nicht nur gute Seiten gehabt hat. Ein insgesamt 16 Meter langer Parcours erklärt mit Bildern und Texten, was sich vor 500 Jahren abgespielt hat. Also: „Trau Dich“.