Kinderbetreuung in Mönchengladbach Eltern in Sorge: Evangelische Kirche schließt drei Kitas
Mönchengladbach. · Mehr als 100 Kinder werden bald nicht mehr in ihre gewohnte Kita gehen können. Denn zwei Einrichtungen werden im Herbst aufgegeben. Die dritte folgt im Juli 2021. Eltern sind tief enttäuscht und machen sich Sorgen.
Die Stadt hat viel Energie in den Ausbau von Kita-Plätzen gesteckt. Für das laufende Jahr waren die Haushaltsmittel für die Kinderbetreuung deutlich erhöht worden. Damit wurden auch Neubauten finanziert. Doch jetzt gibt es einen Rückschlag. Die evangelische Kirche Rheydt teilte mit, dass sie drei Kitas aufgeben wird. Eltern sind tief getroffen, manche auch sauer.
Welche Kitas sind betroffen? Die Kita „Zwergenburg“ an der Welfenstraße mit 35 Betreuungsplätzen, „Stadtblümchen“ an der Gracht mit 68 Plätzen und „Kleine Arche“ an der Oberlinstraße mit 63 Plätzen. „Stadtblümchen“ und „Zwergenburg“ schließen voraussichtlich zum 1. September bzw. zum 1. Oktober dieses Jahres ihre Pforten. Die „Kleine Arche“ an der Oberlinstraße soll noch bis Juli 2021 weiter arbeiten.
Was passiert mit den Kindern? „Mit Hilfe des entsprechenden Fachbereichs der Stadt ist es gelungen, allen betroffenen Familien freie Plätze in anderen Kindertageseinrichtungen anbieten zu können“, sagt Pfarrerin Helma Pontkees, die Vorsitzende des Presbyteriums. Die Stadt teilt mit: Vier Träger, die Einrichtungen im Umfeld der Kitas Gracht und Welfenstraße haben, hätten die Bereitschaft erklärt, die Kinder oder sogar ganze Gruppen aufzunehmen. Insgesamt gebe es 17 Einrichtungen (städtische und freie), in denen weitere Kinder unterkommen könnten. Nach derzeitigem Stand werde außerdem in unmittelbarer Nähe an der Bendheckerstraße im Oktober eine neue Kita vom Träger Mumm eröffnen. Dort könnten Kinder von der Welfenstraße übernommen werden.
Was sagen die Eltern? Sie machen sich große Sorgen. Denn eine neue Einrichtung mit neuen Betreuerinnen und anderen Kindern in neu zusammengewürfelten Gruppen bedeutet auch eine neue Eingewöhnungsphase. Außerdem sind sie sich nicht sicher, dass sie wirklich einen neuen Betreuungsplatz für ihre Kinder bekommen. „Wir sollen uns jetzt wieder im Kita-Navigator anmelden“, sagte eine Mutter unserer Redaktion. „Angeblich werden wir bevorzugt behandelt, aber wer gibt uns eine Garantie?“ Eltern von Kindern in der kleinen Arche befürchten zudem, dass sich die Erzieherinnen jetzt nach dem angekündigten „Aus“ der Kita frühzeitig nach einem neuen Job umsehen, die Betreuung plötzlich nicht mehr gewährleistet werden kann und die Einrichtung doch eher schließt. Die Belegschaft von Stadtblümchen und Zwergenburg wechselten nach der geplatzten Übernahme komplett zu einem anderen Träger.
Warum können die Kitas nicht von anderen Trägern übernommen werden? Wie die evangelische Kirche mitteilte, habe es Verhandlungen zur Übernahme gegeben, die aber letztendlich aus „juristischen Gründen überraschend gescheitert“ sei. Eltern berichten, dass Rückstellungen zur Altersvorsorge der Erzieherinnen eine entscheidende Rolle bei den Übernahmeverhandlungen gespielt habe. Dass die Kitas nun umgenutzt werden, ist laut Stadt unwahrscheinlich. Sie teilt mit: „Aktuell gehen wir davon aus, dass alle drei Einrichtungen, die jeweils zu einem anderen Zeitpunkt geschlossen werden, in einer neuen Trägerschaft wieder betrieben werden. Wir sind sehr optimistisch, dass es gelingen wird, die Kitas alle wieder nach einer Umbaumaßnahme innerhalb des Kindergartenjahres zu eröffnen.“
Warum trennt sich die Kirche von den Kitas? Die zurückgehende Zahl der Gemeindemitglieder und der damit verbundene Verlust von Kirchensteuermitteln zwinge die Kirchengemeinde dazu, die Kitas aufzugeben, heißt es. Die Kirchengemeinde bedauere die Entwicklung, sehe aber keine andere Möglichkeit. „Die Einnahmen der Gemeinde sinken seit Jahren, während die allgemeinen Lebenshaltungskosten und damit auch die Kosten für den Betrieb der Kitas kontinuierlich steigen“, so Pontkees.
Wird die Schließung zu Schwierigkeiten bei den Anmeldungen zum nächsten Kita-Jahr in Rheydt führen? Wegen des intensiven Ausbauprogramms von mehr als 1700 neuen Plätzen sei der temporäre Wegfall der Betreuungsplätze in der Gracht und der Welfenstraße im Kindergartenjahr 2020/2021 sicherlich bedauerlich, erklärt die Stadt. Dieser könne aber durch entsprechende neue Betreuungsverträge im direkten Umfeld auch wegen einigen Neubauprojekten (Bendheckerstraße, Iltisweg, Struckssoth, Pongser Straße) gut bewältigt werden.