Hier ist das Programm noch handgemacht
Auf bekannte Stars aus dem Kölner Karneval können die Unterbacher getrost verzichten. Sie zaubern das Bühnenprogramm selbst.
Erkrath/Unterbach. Eine Gruppe Engel mit großen schwarzen Flügeln steht vor der Tür. Aufgeregt machen sie sich gegenseitig Mut. „Wir sind unprofessionell, aber gut“, sagt Stephan Theisen, Mitglied der Gruppe „4711“, die begleitet von Kirchenmusik auf die Bühne hüpft. Dort begeistern sie die Gäste mit ihren Imitationen verstorbener Künstler wie Bob Marley und Joe Cocker. Spätestens bei Falco hält es keinen mehr auf den Stühlen und alle singen mit.
Die Stimmung beim „Bunten Abend“ des Unterbacher Karnevalsausschuss ist ausgelassen. Für viele aus dem „Dorf“ ist der „Bunte Abend“ das Highlight der Karnevalssaison. „Das ist die schönste Veranstaltung im Unterbacher Karneval, weil hier alles handgemacht ist“, findet Judith Giesen. Heute hat die 46-Jährige sich als Pierrot verkleidet. „Der ist ja eigentlich traurig. Das wollte ich aber nicht. Ich habe mich fröhlich geschminkt.“ „Die Wahl des Kostüms war Gefühlssache. Ich mag gerne Kostüme, die anders als die von anderen sind.“
Der Verein nennt sein Programm „Unterbacher für Unterbach“. Viele der Künstler kommen aus dem Stadtteil oder aus den eigenen Reihen. „Baumarkt Jupp“ heißt eigentlich Norbert Fuchs. Viele kennen ihn dort als ehemaligen Hoppeditz. 2005 war er der Prinz des Karnevalvereins. Auch die ehemaligen Prinzessinnen haben sich zusammengetan und bringen mit ihrer Show die Halle zum Jubeln.
Die „Elfen“, eine Gruppe Ehefrauen von Vereinsmitgliedern, strapazieren die Stimmbänder der Gäste. Bei ihrer Darbietung bekannter Oldies singen viele lauthals mit. Simone und Sebastian Neuendorf nutzen jede freie Stelle zum Tanzen. Weil sie die Berge lieben und diese untypisch für Unterbach seien, haben die beiden dieses Jahr typisch bayerische Kostüme gekauft.
„Ich kann nicht nähen. Mit drei Kindern und einem Hund habe ich auch gar keine Zeit, etwas selber zu machen“, erzählt die 46-Jährige. Der „Bunte Abend“ ist zwar ein Kostümball, Prämierungen gibt es aber nicht. Vielleicht ein Grund dafür, dass es nur wenige selbst gemachte Verkleidungen gibt.
Alexandra und Igor Knezevic fallen da aus dem Rahmen. In einem Karnevalsladen hätten sie einen Ghettoblaster aus Plastik gesehen und die Idee bekommen, als Hip-Hopper zu gehen. Die meisten Teile der Verkleidung kommen aus dem Kleiderschrank. Die Kopfhörer haben sie bei ihren Kindern ausgeliehen. Die Accessoires stammen aus einem Karnevalsgeschäft.
„So etwas trage ich normalerweise echt nicht“, sagt Alexandra Knezevic und lacht. „Wir sind nicht bereit, viel Geld für Kostüme auszugeben“, sagt die Unterbacherin. 60 Euro hat das Paar zusammen investiert — ein echtes Schnäppchen-Kostüm.