Leben in Schimmel-Wohnung
Die Familie Papa aus Hochdahl wohnt in Verhältnissen, die krankmachen. Der Vermieter soll sich nicht kümmern.
Hochdahl. „Das sind untragbare Zustände“, sagt Melanie Papa, während sie die Gardinen im Kinderzimmer zur Seite schiebt. Unter dem Fenster werden Wasserflecken sichtbar, in den Ecken des Zimmers, in dem der knapp zwei Jahre alte Connor schläft, zeichnet sich ein Schatten ab. „Der Schimmel frisst sich hoch“, sagt Melanie Papa (23). Ihr Sohn hat seit einigen Wochen starken Husten. „Der Arzt hat den Verdacht, dass es vom Schimmel kommt“, sagt Antonino Papa (28).
Seit Juni vergangenen Jahres wohnt die Familie in der 76 Quadratmeter großen Drei-Zimmer-Wohnung an der Gretenberger Straße in Hochdahl. Im November hat Melanie Papa erstmalig den Schimmelgeruch wahrgenommen. Besonders im Badezimmer habe sich der Schimmel im Laufe der Zeit durch die Tapeten gefressen, sagt sie. „Wir haben die Tapeten daraufhin abgerissen. Wir waren schockiert, wie es darunter aussah“, sagt Antonino Papa.
Mehrfach habe sich das Paar an die Hausverwaltung der Grand City Property in Sachen Schimmel gewandt. Deren Hauptsitz ist in Berlin, einige Häuser weiter befindet sich jedoch das Büro eines Mitarbeiters, der für die Häuser an der Gretenberger Straße zuständig ist. „Jemanden telefonisch zu erreichen scheint unmöglich“, sagt Melanie Papa. „Ich habe vor kurzem 60-mal angerufen — in einer Stunde. Entweder war besetzt, oder es ging niemand dran“, sagt sie.
Neben dem Schimmel gibt es weitere Missstände. „Von der Decke kommt der Putz, der Boden in der Küche platzt auf. Teilweise hatten wir nur kochend heißes Wasser im Bad, so dass ich mit dem Kleinen bei meiner Mutter duschen musste“, sagt Papa.
Auf Nachfrage teilt der zuständige Mitarbeiter der Hausverwaltung, Sven Braun, mit, dass er am 13. November persönlich in der Wohnung gewesen sei. „Frau Papa sagte, dass die Decke im Wohnzimmer herunterkommt. Das haben wir uns angesehen“, sagt er. „Ich habe ihr dann gesagt, dass wahrscheinlich zu häufig drüber gestrichen wurde. Dann hat mich Frau Papa der Wohnung verwiesen“, sagt Braun. Damals sei von dem Schimmel noch keine Rede gewesen.
Die Papas bestätigen das. Damals hätten sie die Tapete noch nicht von der Wand gelöst — und somit auch nicht das ganze Ausmaß des Schimmels entdeckt. Den Rauswurf räumt das Paar ein: „Ich habe mich so aufgeregt, dass uns der Fehler mit der Decke in die Schuhe geschoben wird, da wollte ich nicht weiter diskutieren “, sagt Melanie Papa.
Vom Hauptsitz der Grand City Property gab es Mittwoch Abend eine Stellungnahme: „Es ist uns unerklärlich, wie Frau Papa niemanden erreichen konnte, da unsere Property Manager in jedem Fall ganztägig telefonisch oder persönlich erreichbar sind“, schreibt Michael Schill. „Wir werden uns schnellstmöglich einen Überblick über die Situation in der Wohnung verschaffen und zeitnah und angemessen mit professioneller Unterstützung darauf reagieren“, heißt es weiter.
Für die Familie Papa kommt dieses Versprechen zu spät: Sie haben gekündigt und ziehen um.