Mobilfunkkonzept ist endgültig vom Tisch
Sechs Funkmasten sollten reichen, um Erkrath mit einem flächendeckenden Netz auszustatten und die Strahlung möglichst niedrig zu halten. Funktioniert hat das Konzept nie.
Erkrath. Man muss schon ganz schön lange im Redaktions-Archiv suchen, bis man die ersten Artikel zum Erkrather Mobilfunkkonzept findet. Im Dezember 2005 liefen die Grünen im Planungsausschuss noch vor die Pumpe. Ein erster Antrag, ein Mobilfunkkonzept nach dem Vorbild der sauerländischen Stadt Attendorn zu erstellen, scheiterte kläglich.
2005 — das war zwei Jahre vor der Vorstellung des ersten Iphones. Kaum jemand konnte sich vor elf Jahren vorstellen, dass man mit einem „Smartphone“ genannten Gerät navigieren kann, die neuesten Nachrichten über Whats App lesen und gleichzeitig noch bei Facebook oder Snapchat aktiv sein kann. 2005 waren die Handys fast nur zum Telefonieren und vor allem SMS-Schreiben da. Fast — denn es gab ja noch das Thema UMTS. Mit der heute längst veralteten Übertragungstechnik sollten Daten auf den etwas mehr als eine Streichholzschachtel großen Displays schneller ausgetauscht werden.
Im Jahr 2000 boten die Mobilfunkonzerne mehr als 50 Milliarden Euro für die Ersteigerung der UMTS-Lizenzen. Ende 2004 nahm die Telekom ihr UMTS-Netz in Betrieb und die Wettbewerber wollten nachziehen. Auf die Stadt Erkrath kamen immer mehr Anträge von den Mobilfunkbetreibern zu, die bis zu 40 Meter hohe Sendemasten errichten wollten. Die teuer erkaufte UMTS-Technik musste sich ja irgendwann auch mal bezahlt machen.
Hohe Sendemasten — das machte vielen Bürgern Angst. Sie hatten von der Strahlenbelastung gehört, sie sorgten sich um ihre Gesundheit und die ihrer Kinder. In den Ausschüssen der Stadt machten die Bürger ihrem Ärger Luft. Mit einer Mehrheit von 8:7 Stimmen im März 2006 das Mobilfunkkonzept beschlossen. Für etwas mehr als 10 000 Euro machte sich Professor Nießen an die Arbeit und präsentierte das Ergebnis. Sein Fazit: Sechs große Masten, an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet verteilt, würden ausreichen, damit man in Erkrath telefonieren kann. Oberirdisch ja, in Keller und Garagen kein Empfang. Die Belastung der Strahlen wäre in überschaubaren Grenzen geblieben.
An das Mobilfunkkonzept hat sich aber keiner der Netz-Betreiber je gehalten. Alle weigerten sich, bzw. hatte kein Interesse daran, an den im Konzept vorgeschlagenen Stellen einen Sendemast aufzustellen. CDU und FDP stieß das zunehmend sauer auf. Wenn sich eh keiner dran hält, wozu brauchen wir das Konzept dann noch — so der Tenor der Parteien. Zumal sich Bürger und Unternehmen lückenlosen Empfang und problemlose Nutzung des Smartphones in allen Erkrather Stadtteilen wünschen.
Eine Mehrheit in der Kommunalpolitik gab es dafür zunächst nicht. Bis vergangene Woche. Nach einer geheimen Abstimmung im Erkrather Rat ist das Mobilfunkkonzept jetzt nur noch Geschichte. Denn noch einmal Geld reinstecken in Konzepte und Pläne, die eh nie verwirklicht werden, das wollten die Politiker nicht mehr.