Organistin gibt ihr letztes Konzert

Seit 43 Jahren ist Charlotte Nink in Erkrath Kirchenmusikerin. Bevor sie sich von der Gemeinde verabschiedet, lässt sie Vivaldis „Gloria“ an der Bahnstraße erklingen.

Foto: Dietrich Janicki

Erkrath. Im Sommer 1973 übernahm Charlotte Nink die Leitung des damals bereits traditionsreichen Evangelischen Kirchenchores Erkrath. 43 Jahre danach denkt sie nun ans Aufhören. Doch bevor es soweit ist, möchte sie versuchen, den allerschönsten Chormoment dieser Jahrzehnte noch einmal zu wiederholen.

Nink hatte dabei das Jubiläumskonzert zum 75-jährigen Bestehen des Chores im Sinn, zu dem 1996 der gottergebene Hymnus „Gloria“ des zeitweilig als Priester tätig gewesenen Antonio Vivaldi aufgeführt worden war. Das Ensemble der Evangelischen musizierte seinerzeit in der benachbarten katholischen Kirche St. Johannes Der Täufer, da das eigene Gotteshaus damals renoviert wurde. Jetzt soll jenes schöngeistige „Gloria“ endlich in der heimeligen Kirche an der Bahnstraße erklingen.

Das Rückgrat der Inszenierung bildet erneut der Kirchenchor, der damit auch sein 95. Bestehensjahr feiert. Zur Unterstützung singen der junge Chor Mixtour und weitere Gastsänger mit — insgesamt mehr als vierzig Münder. Mit von der Partie sind viele bekannte Gesichter, die gemeinsam mit Nink die Erkrather Musikszene der vergangenen Jahre geprägt haben: das allerorts gern gesehene und gehörte Trompetenduo der Jugendmusikschule Jacky Müller und Josephina Schmidtke; der unschlagbar vielseitige Hochdahler Kirchenmusiker Ben-David Ungermann, der Cembalo spielt, und die beiden in Erkrath aktiven Musiklehrerinnen Gabriele Ibe-Beer und Heike Radhoff (Sopran und Alt).

Vor genau drei Jahrhunderten schrieb Vivaldi das Lehrstück „Gloria“ für die Mädchen der venezianischen Schule Ospedale della Pietà und somit allein für weibliche Stimmen. In Erkrath wird eine Version zu hören sein, in der auch Männerstimmen ihren Platz gefunden haben. Zur Ausbildung der Nachwuchssängerinnen baute der innovationsfreudige Vivaldi allerlei Spezialeffekte ins Notenwerk ein. So gipfelt das Finale etwa in einer „Mannheimer Rakete“, einer Sequenz, in der die dominante Melodie noch einmal spürbar Fahrt aufnimmt.

Der Chor — wegen seines Probentermins auch Montagschor genannt — traf sich zum Feinschliff solcher Finessen seit Frühlingsbeginn zusätzlich ein zweites Mal in der Woche. In dem gut einstündigen Konzert werden neben dem „Gloria“ Barock-Bonbons verpackt. Von Dietrich Buxtehude, einem Lieblingskomponisten von Charlotte Nink, wird die Kantate „Jesu, meine Freude“ intoniert. Eine Klangkulisse dazu erschaffen der weit gereiste Oboist Evgeny Mushkin und ein Quintett von Streicherinnen.

Von vielen Hörern wiedererkannt werden dürfte die Nummer 624 aus dem Evangelischen Gesangbuch „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Zu guter Letzt darf ein Instrumentalstück nicht fehlen, bei dem Charlotte Nink — vermutlich sentimental gestimmt — ihre Orgel noch einmal heftig zittern lässt.