Oldtimer Lisbeth mag es entspannt
Einen Austin Minor Saloon darf Udo Kampschulte nun sein Eigen nennen.
Erkrath. Schon das Einsteigen ist ein Abenteuer. Die Sitze? Wunderbar grün, aber nicht verstellbar. Die Gurte: perfekt eingebaut. Mal eben so anschnallen, ohne hinzuschauen, geht trotzdem nicht. Die alte Dame mag nun mal keine Oberflächlichkeiten. Dafür liebt sie es, wenn man sich ihr aufmerksam widmet. Und anders geht es - oder besser - fährt sie eigentlich auch gar nicht.
Für halbherzige Streicheleinheiten ist Madame einfach zu zickig. Dann macht sie in einer Tonlage auf sich aufmerksam, die ihre Reisebegleiter schon mal ins Schwitzen bringen kann. Von wem hier eigentlich die Rede ist? Für Udo Kampschulte ist es seine „Lisbeth“. Für den Rest der Motor-Welt ist sie ein Austin Minor Saloon.
Hellblau, weibliche Kurven und ja, sie hat schon ein paar Falten. Aber was machen die kleinen Kratzer im Lack schon aus bei einer 62 Jahre alten englischen Lady. Dass sie es mit der vierrädrigen Jugend von heute allemal aufnehmen kann, zeigt sie auf einer kleinen Spritztour nach Gruiten. Aber wie gesagt, so ganz einfach ist das Zusammenleben mit ihr nicht.
Zentralverriegelung? Fehlanzeige. Stattdessen steigt der Fahrer irgendwie auf der falschen Seite ein. Ach ja, auf der Insel ticken die Uhren ja anders. Gelenkt wird also rechts. Choke ziehen, Benzinpumpe meldet sich, starten. Das hat schon mal gut geklappt. Bei der Schaltung hat „Lisbeth“ allerdings besondere Vorlieben. „Da muss man Zwischengas geben“, verrät Udo Kampschulte. Zwischengas? Was ist das denn? Als Otto Normalfahrer steht man hier wahrscheinlich schon das erste Mal auf dem sprichwörtlichen Schlauch.
Das sollte nicht passieren, denn ihre Pflege könnte kompliziert werden. Deshalb macht man es lieber so, wie Lisbeth es gerne hätte. Mal eben Gas geben vor dem Schalten. Ohne Widerworte.
Und auch sonst gibt die Lady den Ton an. Stadtverkehr ist nicht so ihr Ding, da wird sie schnell nörgelig. Dafür liebt sie entspannte Überlandtouren ohne große Schaltorgien. Wird sie zwischendurch gebührend bewundert, ist der alten Dame das nur recht. Na gut, beim Lenken und Bremsen ist sie ein bisschen sperrig. Und an ihren neuen Liebhaber muss sie sich erst noch gewöhnen.
Aber Udo Kampschulte weiß offenbar, wie man englische Ladys verwöhnt. „Sie bekommt eine Extrasuite“, plaudert er über seine Garagen-Pläne. Das dürfte Madame gut gefallen. Und wenn alles gut läuft, bleibt sie hoffentlich pflegeleicht. Wenn nicht, hat Udo Kampschulte schon mal vorgesorgt. Mit Lisbeth sind direkt auch noch ein paar passende Ersatzteile bei ihm eingezogen.
Das dürfte angesichts der Malaisen mit dem Älterwerden eine gute Idee gewesen sein.