Schlließung der Albert-Schweitzer-Schule: „Das war ein Stück Heimat“
Die Schule von Gerhard Barthel wird geschlossen. Im Interview blickt der Rektor zurück.
Erkrath. Wenn in wenigen Tagen die Sommerferien beginnen, heißt es auch für Gerhard Barthel Abschied nehmen. Allerdings nicht nur für sechs Wochen. Die Albert-Schweitzer-Schule, an der er in den vergangenen 30 Jahren Deutsch, Englisch und Geschichte unterrichtete und die er 18 Jahre lang als Rektor verantwortete, schließt.
WZ: Herr Barthel, wie geht es Ihnen?
Gerhard Barthel: Gut, danke. Eine Schule abzuwickeln ist mehr Arbeit, als eine aufzubauen. Streng genommen müsste ich nur den Schlüssel und einige Akten an den Rechtsnachfolger übergeben. Tatsächlich aber bieten wir anderen Schulen unser Inventar an. Also führen wir Listen, organisieren, wer wann etwas wohin transportiert und lösen in der kommenden Woche die Konten auf.
Wie stark berührt es Sie, dass „Ihre“ Schule schließt?
Barthel: Das war hier ein Stück Heimat. Das Kollegium war lange beieinander, es gab nie eine große Fluktuation. Und dann gab es tausende Schüler, die ich in den vergangenen 30 Jahren unterrichtet habe. Gehe ich durch Erkrath, kenne ich so ungefähr jeden dritten Passanten. Selbst am Inventar klebt Herzblut. Auf dem Flohmarkt haben wir mal für den Musikunterricht ein Keyboard erstanden, bei Firmenauflösungen Computer, das vergisst man nicht.
Wie gestaltet sich der letzte Schultag?
Barthel: Sonst veranstalteten wir immer ein Lehrergrillen. Dabei verabschiedeten wir uns mit „Schöne Ferien, wir sehen uns dann in alter Frische!“ Das gibt es nicht mehr. Wenn ich meine Schlüssel abgegeben habe, gehe ich alleine über den Schulhof. Das ist schon hart.
Was halten Sie vom Konzept Sekundarschule?
Barthel: Die Hauptschule ist schon lange eine ungeliebte Schulform gewesen. Trotz eigener, guter Konzepte hatte sie keinen guten Ruf. Ich hoffe, dass die Kinder in der neuen Schulform die notwendige Aufmerksamkeit und Zuwendung bekommen, die sie brauchen. Um Kinder zu unterrichten, muss man sie mögen und versuchen, mit jedem ins Gespräch zu kommen. Da gehört neben allem fachlichen Wissen viel Fingerspitzengefühl dazu.
Wie geht es für Sie weiter?
Barthel: Zunächst fahre ich in die Sommerferien, eine Woche nach Bayern und 14 Tage nach Südtirol. Die Zeit nutze ich, um die Chronik des vergangenen Schuljahres zu schreiben. Das wird meine letzte Amtshandlung für diese Schule sein. Bis Januar 2014 gehe ich als Rektor an die Theodor-Heuss-Schule in Hilden, ab 31. Januar dann in Altersteilzeit.
Freuen Sie sich auf Ihr Leben als Pensionär?
Barthel: Ich glaube nicht, dass ich in ein Loch falle. Endlich habe ich die Zeit, schöne dicke Bücher zu lesen. Am liebsten Belletristik, weniger gerne Sachbücher. Ob das alles so hinhaut, weiß ich natürlich nicht. Meine Frau versucht schon, mich ehrenamtlich unterzubringen, damit ich nicht nur im Garten beschäftigt bin.