Verein will auf hoher See helfen
Aus Spenden finanziert der Verein „Jugend Rettet“ ein eigenes Schiff. Sein Einsatzort: Das Mittelmeer. Am Sonntag geht es auf die erste Reise.
Erkrath/Malta. Anna Bartz, Erkrather und Bonner Botschafterin des Vereins „Jugend rettet“, ist erleichtert: Die ersten großen Schritte hat die vor einem Jahr gegründete Organisation „Jugend Rettet“ erfolgreich gemeistert: Der für die Seenotrettung mit Hilfe von Spenden gekaufte Fischtrawler ist zum Rettungsschiff umgebaut, getauft und nach einer gut dreiwöchige Überfahrt von Emden bis ins Mittelmeer am Wochenende in seinem Zielhafen auf Malta angekommen. Von dort aus will die Crew dazu beitragen, das Flüchtlingsleid im Mittelmeer zu verringern.
Anna Bartz, Jugend Rettet
„Als junge Generation können wir den Krieg in Syrien natürlich nicht beenden“, sagt Anna Bartz, „mit ‘Jugend Rettet’ wollen wir aber zumindest einen Beitrag leisten, dass weniger Menschen im Mittelmeer ertrinken. Oft wird vergessen, dass Flüchtlinge nicht nur Zahlen sind, sondern dass sich hinter jedem dieser Toten ein menschliches Schicksal verbirgt.“ Im Mai hatte die gebürtige Erkratherin die Idee der Organisation in der Stadtbücherei im Bürgerhaus Hochdahl vorgestellt und auch über die Presse in ihrer Heimatstadt Aufmerksamkeit für den im Juli 2015 in Berlin gegründeten Verein geweckt.
Vor allem aber hilft sie, indem sie tatkräftige mit anpackt: Im Juni war sie wiederholt nach Emden gefahren, um beim Umbau des Schiffes, das auf den Namen „Iuventa“ getauft wurde, zu helfen. Drei Wochen lang sorgten in der EWD Werft bis zu 15 ehrenamtliche Helfer am Tag — einschließlich der Werft-Azubis — dafür, die Iuventa für ihre neue Mission herzurichten. Anna Bartz hat zusätzlich als Mitglied des Medical Teams den medizinischen Teil der Rettungsmission geplant und das Hospital an Bord eingerichtet. „Dank Sachspenden von Action Medeor ist unser medizinisches Equipment komplett und mit Medikamenten sind wir auch bestens versorgt“, sagt sie dankbar: „Das einzige, was uns jetzt noch fehlt, sind Rettungsdecken!“
Mitte Juli hat die „Iuventa“ nun planmäßig ihren Versorgungshafen in Valetta, Malta, erreicht. „Hier wird das Schiff bestückt und der Einsatz kann zeitnah beginnen“, erklärt Vereinsmitglied Arne Dohmes, der nicht nur den Umbau der „Iuventa“ geleitet hat, sondern auch als Steuermann die Überfahrt begleitete. Seit zehn Jahren ist er in der Schifffahrt tätig. Seine Arbeit auf einem Containerschiff hat er für den ehrenamtlichen Einsatz bei „Jugend Rettet“ erst einmal an den Nagel gehängt.
In Kooperation mit dem Maritime Rescue Coordination Centre (MRCC) in Rom wird seine Crew künftig Menschen in Seenot lokalisieren und an Bord nehmen, wo eine medizinische Erstversorgung durchgeführt werden soll. „Praktische Hilfe ist gefragt“, bringt es Pauline Schmidt, Pressebeauftragte des Vereins, auf den Punkt: „Die Menschen, die aktuell versuchen, das Mittelmeer zu überqueren, brauchen jetzt unsere Hilfe. Aus humanitärer Sicht ist die Lage auf dem Mittelmeer untragbar.“
Mit ihrem Einsatz und der aktiven Seenotrettung wollen die jungen Leute ein Zeichen „gegen die fehlende Handlungsbereitschaft“ der EU setzen. Zur ihrer ersten Mission will die Crew am Sonntag aufbrechen. Mit wechselnden Crews soll das Schiff bis November im Einsatz sein. Hierfür sucht „Jugend Rettet“ Ärzte, Psychologen, Krankenschwestern und Pfleger, Rettungssanitäter, erfahrene Kapitäne, Maschinisten und Steuermänner, die drei Wochen Zeit haben, ehrenamtlich auf dem Schiff oder im Hafen mit anzupacken. Reisekosten und Unterkunft übernimmt der Verein.