Waldromantik war gestern
Dennis Anders ist seit Mai Revierförster für 1700 Hektar Wald. Mit dem „Forsthaus Falkenau“ hat sein Beruf wenig zu tun.
Erkrath. Martin Rombach in der Serie „Forsthaus Falkenau“ hatte ein schönes Leben. Er durfte verletzte Rehe retten, Kitze in seinem Garten mit der Flasche aufziehen und mit seinem Hund durch den Wald spazieren. „Romantisch dieser Försterberuf“, dachte sich so mancher Zuschauer auf dem heimischen Sofa.
Die Realität sieht anders aus. Dennis Anders (28) ist seit Mai der neue Revierförster in Erkrath — sein Gebiet beginnt in Düsseldorf-Ost, geht über Erkrath und Haan bis in den Süden Mettmanns. Für 1700 Hektar Fläche ist er zuständig — mehr als 2000 Fußballfelder. Da bleibt für Romantik nicht viel Zeit.
„Natürlich habe ich den Beruf aus Liebe zur Natur gewählt, aber der Wald ist eben auch ein Wirtschaftsbetrieb“, sagt Anders. Und ein Wirtschaftsbetrieb muss Gewinn abwerfen — bei einem Wald durch Holzverkauf. Anders übernimmt für 800 Hektar, die der Forstbetriebsgemeinschaft Neandertal gehören, die gesamte Organisation von der Pflege bis zum Verkauf. Er ist Dienstleister für die rund 50 Mitglieder, darunter auch Privatbesitzer. „Es ist wichtig für den Wald, dass Bäume gefällt werden, um Platz für neues Leben zu schaffen“, sagt der 28-Jährige. Das sei allerdings noch nicht in allen Köpfen angekommen.
Immer wieder wird er von Waldbesuchern beschimpft, wenn er einen Baum zur Fällung markiert. „Zu Hause steht dann der Ikea-Tisch aus Kiefer. Und das Holz stammt nicht aus naturfreundlichen Bedingungen“, sagt Anders. Im Gegensatz zu Skandinavien würden in Deutschland keine riesigen Flächen gerodet. „Bei uns hat der Wald drei Funktionen: Schutz, Erholung und Nutzen.“
Aufklärung ist deshalb auch ein wichtiger Teil seiner Arbeit. Und die beginnt schon bei den ganz jungen Waldbesuchern. Kinder, die eine Beziehung zur Natur aufbauen, werfen als Erwachsene kein Bonbonpapier zwischen Buche und Eiche. Müll sei dennoch ein Problem. Nicht nur achtlos weggeworfene Verpackungen, auch Waschmaschinen und Kühlschränke werden manchmal im Wald abgeladen. „Auch Gartenabfälle gehören nicht in den Wald“, sagt Anders.
Ein aktueller Fall, mit dem sich der Förster rumschlagen muss, dreht sich allerdings nicht um Müll. Ein Privatbesitzer hat sein Waldstück mit einem Wall und einem Schild „Achtung Lebensgefahr“ abgegrenzt, um Spaziergänger abzuschrecken. „Das ist nicht erlaubt, weil der Waldweg für die Öffentlichkeit zugänglich sein muss“, erklärt Anders. Also hat er Fotos gemacht, den Sachverhalt aufgenommen und alles zum Forstamt nach Gummersbach geschickt. Auch das gehört zu seinen Aufgaben.
Die Zeit am Computer in seinem Büro in Oberhausen hält sich in Grenzen. „Zu 70 Prozent bin ich schon draußen unterwegs“, schätzt Anders. Dann immer im grünen Hemd. Seine „Förster-Uniform“ mit Abzeichen vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW ist noch nicht da. Die Kleidung ist eine der wenigen Schnittstellen mit seinem „Försterkollegen“ vom Forsthaus Falkenau. Rehkitze jedenfalls zieht Anders nicht auf. „Tiere gehören nicht in mein Aufgabenfeld“, sagt er. Nur der vierbeinige Begleiter aus der Fernsehserie könnte bald auch durch den Willbecker Busch laufen. „Ich überlege, mir einen Hund anzuschaffen.“