Was sie in die Hand nimmt, hat Stil
In Sachen Kultur geht in Erkrath fast nichts ohne die pensionierte Lehrerin Elke Nußbaum aus Hochdahl.
Erkrath. „Kulturell aktiv“ sei sie, sagt die Hochdahlerin Elke Nußbaum von sich selbst. Das ist bescheidenes Understatement, wenn man bedenkt, was die junge Seniorin für das kulturelle Leben in Hochdahl und in benachbarten Städten bewegt. Wer einen ihrer literarischen Vorträge über Annette von Droste-Hülshoff bis Walter Jens gehört hat, kennt ihr ungeheueres Literaturverständnis, ihre beeindruckende Sprachgewalt bis hin zur Schauspielkunst. Neulich im Haus der Kunst in Millrath hat sie bei Kuchen, Kerzen und Wein Balladen vorgetragen.
Stil hatte das. Eigentlich hat alles Stil, was Elke Nußbaum in die Hand nimmt. Wer die Ehre hatte, sie in ihrer Hochdahler Wohnung besuchen zu dürfen, malt sich aus, wie viele Interessen die ehemalige Lehrerin hat. Wer ihr begegnet, spürt ihre Persönlichkeit. Ihre Kleider, ihr Schmuck verraten die Vorliebe für das Besondere.
Ein politisch denkender Mensch ist Elke Nußbaum. Aber mit Parteipolitik kann sie nichts anfangen. Sie engagiert sich für den Gedanken- und Kulturaustausch mit Flüchtlingen in Hochdahl. Sie will Menschen, die den Weg zu uns gefunden haben, das „kulturelle Deutsch“ vermitteln. Sie ist Gastgeberin für Afghanen und Araber. Für Elke Nußbaum sind Sprache und Kultur nicht zu trennen. Aber mit dem oft zitierten Wort „Leitkultur“ kann sie nichts anfangen.
Dazu ist sie viel zu sehr „verliebt“ in die Kultur der orientalischen Welt. In früheren Jahren hat sie fast alle nahöstlichen Länder bereist, ist begeistert von den großen Poeten und der Gastfreundschaft. Einen Reisetraum, einen Sehnsuchtsort, hat die Hochdahlerin noch: Sie möchte noch einmal in die Wüste, dort die große Stille wahrnehmen. Studiert hat Elke Nußbaum Germanistik, Geschichte, Politik und Philosophie.
Die zusätzliche Ausbildung „Deutsch als Zweitsprache“ befähigt sie für die wichtige Aufgabe der Vermittlung der deutschen Sprache an Flüchtlinge. „Nicht nur die Hochkultur“ zählt, sagt Elke Nußbaum. Die Kultur des Miteinanders muss gepflegt werden. „Kultur muss man leben“, sagt sie. Seit sieben Jahren engagiert sich die Kulturschaffende im Kulturcafé der VHS. Sie organisiert Künstler, die Ideen scheinen unerschöpflich. Sechs Veranstaltungen gibt es pro Jahr, zwei davon sind kulturgeschichtliche Vorträge von Elke Nußbaum.
In diesem Monat (18.11. 19.30 Uhr, Stadtbibliothek im Bürgerhaus, Eintritt 8 Euro) steht die Kulturgeschichte des Schlafes auf dem Programm. Über die Kultur des Essens ließe sich genau so viel erzählen oder über die Nächstenliebe von der frühen Christenheit bis zur Gegenwart bei der Caritas in Paderborn). Elke Nußbaum ist außerdem gefragt bei Bildungswerken, in den Hochdahler und Erkrather Rosenhöfen, bei „Frau und Kultur“, bei der Stadtbücherei Erkrath und so weiter. Von Stimmen sei sie fasziniert, sagt die Vorleserin Nußbaum. Ihre Mutter war Sängerin, habe sie sicherlich beeinflusst. Heimatliebe kennt die im Neandertal geborene und das Gefühl, irgendwo zu Hause zu sein.