Weg für einen Waldkindergarten ist frei
Die „Neanderwald“ UG ist als freier Träger anerkannt, die Finanzierung steht. Damit ist der Weg frei für die Einrichtung eines Erkrather Waldkindergartens. Im August soll es losgehen.
Erkrath. Zwei Bauwagen mit Solaranlage werden als Kita-Gebäude dienen, wenn das Wetter allzu schlecht und die Temperaturen ungemütlich werden. Ansonsten werden die im Neanderwald betreuten Kinder die meiste Zeit draußen verbringen, erklärt Julia Langguth. Gemeinsam mit ihrem Mann Niklas und dem Ehepaar Stumpe-Bednarski hat sie die Idee, einen Waldkindergarten in Erkrath aufzumachen, ins Rollen gebracht und die gemeinnützige UG „Neanderwald“ gegründet.
Sonja Stumpe-Bednarski, Pädagogin
In der Stadtverwaltung stießen die Eltern von je drei Kindern damit auf offene Ohren, auch nach Mitarbeitern mussten sie gar nicht erst suchen — eine Waldpädagogin, eine Erzieherin und Heilpädagogin, eine Kinderpflegerin und eine Aushilfe bewarben sich auf Eigeninitiative. 15 Kinder stehen auch bereits auf der Warteliste, um im August einen der 20 Betreuungsplätze auf der von der Stadt zur Verfügung gestellten Wiese am Winkelsmühler Weg zu bekommen und ihre Kindheit größtenteils unter freiem Himmel zu genießen. „Die Kinder wachsen hier naturverbunden und ressourcenschonend auf“, erklärt Sonja Stumpe-Bednarski, selbst Pädagogin und in einer Großtagespflege tätig, die Philosophie dahinter.
Der Stadt werde die neue Einrichtung laut Stumpe-Bednarski und Langguth keinen Cent kosten. Pro Kind erhält die Neanderwald UG 20 000 Euro vom Landschaftsverband Rheinland (LVR), benötigt davon jedoch laut eigenen Aussagen nur ein Drittel. Auch die Finanzierung der laufenden Kosten sei gesichert, sagen sie. Als Konkurrenz zu anderen Einrichtungen sehen sie den Neanderwald nicht, zumal die Betreuungszeit mit 35 Wochenstunden nur ein zusätzliches Angebot darstellen könne, das sich ausschließlich an über Dreijährige richte.
Die Erkrather Liga der freien Träger der Jugend- und Sozialarbeit sieht das anders. In einer Pressemeldung hatte diese sich über die „wiederholte Nichteinhaltung von Verfahrenswegen bei wichtigen Entscheidungen der Jugendhilfe“ seitens der Stadt beklagt. Außerdem habe es die Verwaltung versäumt, die etablierten Jugendhilfeträger zu fragen, ob diese nicht die Trägerschaft für die neue Kindertageseinrichtung übernehmen möchten, so Norbert Baumgarten und Beate Grass von der Liga der freien Träger.
Bedarf für einen Waldkindergarten sehen sie ebenfalls nicht: Schon jetzt seien offene Betreuungsplätze nicht besetzt und die örtlichen Tagesmütter klagten über die schlechte Auslastung. Zudem werden zum neuen Kindergartenjahr sechs weitere Tagesmütter ihre Arbeit aufnehmen und rund 30 zusätzliche Betreuungsplätze anbieten und ein Kindergarten will eine weitere Gruppe mit 25 Plätzen ausbauen, so Grass und Baumgarten. Während der Liga der freien Träger keinen Bedarf für weitere Betreuungsplätze sieht, ist sich das Team des Neanderwalds sicher, dass die 20 Plätze, die es anbieten kann, nur Tropfen auf den heißen Stein sind: Die Neanderwald-Gründer zitieren Schätzungen, in denen von bis zu 159 benötigten Kita-Plätzen ausgegangen wird.
Sonja Stumpe-Bednarski hat den Eindruck, dass die Liga sich „einfach aus Prinzip“ gegen ihr Projekt stellt, da sie sich von der Verwaltung übergangen fühle. Darüber, dass die etablierten Jugendhilfeträger kein Gespräch mit der Neanderwald UG gesucht haben, ist sie enttäuscht. Das bürgerschaftliche Engagement, das hinter dem Waldkindergarten steht, werde schlichtweg ausgeblendet. Ein solches Projekt neben Beruf und Familie voranzutreiben, sei „ein kleiner Marathon“ für die beiden Familien gewesen.