Ulrike hat die Lizenz zum Lustig sein
Die 56-jährige Erzieherin hat sich zur Clownin ausbilden lassen — weil sie Kinder noch öfter und intensiver zum Lachen bringen möchte.
Erkrath. Ulrike Kühler ist ein Clown. Besser gesagt eine Clownin. Seit vergangener Woche kann sie ein Zertifikat des „Kölner Instituts für Clown-Bildung und soziales Engagement“ vorlegen, das besagt, dass sie 349 Übungsstunden mit roter Knollennase auf der Bühne hinter sich hat.
Ulrike Kühler
Für die Kinder im offenen Ganztag an der Johannesschule in Erkrath heißt das: Sie haben viel zu lachen. Denn für kleine Menschen hat die 56-jährige Erzieherin ein großes Herz. „Kinder haben heute so wenig zu lachen, stehen immer unter Druck, müssen gute Noten bringen und werden aufs Gymnasium gezwungen. Viele sind traurig und gestresst und denken, sie sind nichts wert“, sagt Kühler.
Als Clown Dolli kann sie ihnen das Leben ein bisschen leichter machen, glaubt sie. „Lachen bringt Entspannung und Genesung bei körperlichen und seelischen Krankheiten.“
Ulrike Kühler ist ein Charakter- und Kinderclown, keiner, der im Zirkusrund jongliert und akrobatische Kunststücke vollbringt. Sie tritt in Schulen, Kindergärten, bei Straßenfesten, im Hospiz und bei Kindergeburtstagen auf. Auch im normalen Gespräch zu Hause in Monheim kann sie die clowneske Attitude nicht so ganz unterdrücken. Immer wieder gestikuliert sie ausdrucksvoll und verstellt unwillkürlich die Stimme.
In ihrer weißgepunkteten roten Strickjacke wirkt die kleine Frau wie ein quirliger Fliegenpilz, dessen fröhlicher Blick aufs Leben ansteckt. „Ich habe während der Ausbildung viel für mich gelernt“, erzählt sie, „zum Beispiel, dass ich mich nicht mehr mit anderen vergleiche und bewerte. Und das gibt Leichtigkeit und Freude.“
Und noch eines lebt sie im Clowns-Kostüm aus: „Wo sonst im normalen Leben kann man einfach verrückt sein oder auf einem Instrument rumklimpern, obwohl man es gar nicht beherrscht?“, fragt sie augenzwinkernd.
Wer es ich gleichtun will, dem macht sie Mut: „In jedem steckt ein Clown, man muss sich nur trauen, ihn zu zeigen“, ist sie überzeugt. Ulrike Kühler hat die Traute. Auf der Bühne vor Publikum aufzutreten, ist für sie ein „Glücksmoment“. Ihren Solo-Auftritt am Ende des Grundkurses in Köln hat sie selbst inszeniert. Mit roter Tasche und rotem Kleid, weißen Spitzhandschuhen der Großmutter sowie der unverzichtbaren dicken Nase ist sie nicht nur der Spaßmacher vom Dienst, sondern auch ein bisschen ein feines Dämchen.
In ihrem Stück „Henri im Glück“ singt sie davon, wie schön es wäre, wenn es weder Noten noch Zeugnisse gäbe — sehr zur Freude aller Erkrather Schüler. Mancher im Freundeskreis hat nicht verstanden, warum sich eine Frau in Kühlers Alter ein Jahr lang jedes Wochenende neben dem Beruf noch eine Ausbildung als Clownin antut.
Auch für ihren Mann Hartmut Kühler war es rückblickend nicht immer so schön, die Wochenenden allein verbringen zu müssen. Doch spätestens nach dem Soloauftritt in Köln vor 162 Leuten — ihrer Abschlussarbeit — ist er stolz auf seine Clownin Dolli. „Sie hat einen ganz dicken Blumenstrauß von mit gekriegt“, sagt er liebevoll. Und wenn sie jetzt noch einen Aufbaukurs macht, ist das auch in Ordnung.“
Dass er eine lustige Frau an der Seite hat, wusste Hartmut Kühler schon immer. „Dass es eines Tages eine Clownin sein würde, damit hat er nicht gerechnet“, sagt Ulrike Kühler.