Wenig Besucher beim Trödelmarkt

Rund 100 Stände boten im Bürgerhaus Selbstgemachtes und Raritäten feil.

Foto: Stephan Köhlen

Erkrath. „So leer wie heute habe ich es hier noch nie erlebt“, wundert sich Karin, eine Anwohnerin vom Hochdahler Markt. Die Rentnerin baut regelmäßig einen Stand auf, wenn das Bürgerhaus Hochdahl den Trödelmarkt veranstaltet. Meistens bietet sie Kleidungsstücke von namhaften Herstellern an, drapiert sie auf dem Tisch und hängt sie sorgfältig auf einen Kleiderständer. Karin kommentiert: „Hier ist natürlich kein Aachener Platz!“ Aber ein ganz anderer Faktor — so mutmaßten weitere Trödler — sorgt für geringen Ansturm am Samstag: „Das liegt am Schnee“, heißt es hier, „die Leute wollen nicht vor die Tür gehen“ heißt es dort.

An rund 100 Ständen boten Trödler ihre Habe an, die staubige Ecken ihrer Dachböden oder Kellerräume belagerten: Bücher und Schallplatten, Keramik und Glas, Kleidungsstücke und Tischdecken, Haushaltswaren und Dekorationen, Brett- und Computerspiele, Spielsachen sowieso, CDs und Filme und, und, und. Und wer ganz genau hinsah, entdeckte Selbstgemachtes.

Der Künstler Georg Kurella verkauft Grußkarten mit handgemalten Aquarellen — für 50 Cent und jedes Stück ein Unikat. Ein paar Tische weiter liegen viele Fachbücher ausgebreitet. Der Mann dahinter: Winfried Steiling, Doktor der Toxikologie. Er verkauft naturwissenschaftliche Bücher aus seiner Privatbibliothek. „Sie sind teilweise veraltet. Aber wegen der guten Abbildungen bleiben sie zeitlos und interessant.“ Eine Frau wird fündig und kauft ihm drei Exemplare ab. Steiling merkt an: „Bücher verkaufen sich in der Regel schlecht. Ich verstehe es nicht so ganz. Denn Inhalte aus Büchern sind meistens leichter zugänglich als Informationen aus dem Internet.“

Bei Beatrice Prien und ihrem Ehemann sitzt ein Plüschaffe aus den 1960er Jahren auf dem Tisch: „Als die Eltern meiner Schwägerin verstarben, haben mein Mann und ich bei der Wohnungsauflösung geholfen. Und im Kleiderschrank hinter allen Anziehsachen fanden wir diesen Affen“, erzählt Prien. Ihre Schwägerin hatte als Kind keinen Bezug zu dem Plüschtier und wollte ihn als erwachsene Frau nicht behalten. „Darum hat sie uns den Affen mitgegeben. Jahrzehntelang lag er bei uns rum. Zum Trödelmarkt haben wir ihn heute das erste Mal mitgenommen, und wir hoffen darauf, dass er hier einen Liebhaber findet.“ Das alte Schätzchen ist ein Qualitätsstofftier der Marke „Hermann“. Beatrice Prien deutet auf eine kleine Plakette, die beim Affen auf der Brust prangt. 12 Euro möchte Prien für den noch neuwertigen Affen haben. Er sei ja „ungeschmust“, scherzt Prien.

Schon um halb zwei lichten sich die Reihen, sowohl vor als auch hinter den Tischen. Drinnen ruft der Catering-Service die letzten warmen Würstchen zum Sonderpreis aus; draußen lässt der Schneefall langsam nach.

Eine Trödlerin weiß genau, warum sie nächstes Mal wiederkommt: „Im Bürgerhaus ist es warm und trocken, und die Menschen sind immer für einen Plausch zu haben.“

Der nächste Trödelmarkt im Bürgerhaus Hochdahl ist für den 30. Juni geplant.