Forensik: Protest mit den Füßen
Mit einem Sternmarsch aus Neviges, Wülfrath und Wuppertal demonstrierten hunderte Bürger gegen Pläne für die Kleine Höhe.
Neviges/Wülfrath. „Wir schützen die Kleine Höhe von allen Seiten“ — unter diesem Motto stand ein Sternmarsch, zu dem am Samstag die Elterninitiative „Keine Forensik in Wuppertal“ aufgerufen hatte. Von drei Startpunkten aus trafen sich die Marschierer zur zentralen Kundgebung auf der Kleinen Höhe.
Neviges, Bahnhof Rosenhügel: Kurz vor 14 Uhr sah es am S-Bahnhof noch so aus, als beschränkte sich der Nevigeser Teil des Sternmarsches auf eine Handvoll Teilnehmer.
Doch dann wuchs die Menge binnen weniger Minuten gewaltig an: Mehr als 200 Marschierer starteten schließlich leicht verspätet gegen 14.10 Uhr. Die ersten hatten den Abzweig des Schanzenweges auf Wuppertaler Gebiet längst erreicht, als die letzten gerade durch die Bahnunterführung am Startpunkt schritten.
Vom wenige Monate alten Säugling im Kinderwagen bis zum betagten Senior war alles vertreten. Von weitem wirkte die Schlange der Demonstranten eher wie ein Ausflug ins Grüne. Ein einziges Schild „Stop Kleine Höhe“ an der Spitze der Kolonne verriet, worum es ging.
Dabei waren durchaus nicht nur Nevigeser unter den Marschierern: „Kinder und Tiere sind die Schwächsten in der Gesellschaft“, sagte Ulrike Steffan, die aus Velbert-Mitte ins Tal gekommen war, um zu demonstrieren. Mit der Klinik in der Nähe sei die Gefahr viel größer, dass Kindern etwas zustoßen könnte.
Volker Wagner ist auf dem Schanzenweg aufgewachsen, wünscht sich, dass die Kinder hier ebenso ungefährdet leben können wie seinerzeit er und seine Spielkameraden. Roland Eichner fand, dass Wuppertal mit zwei Justizvollzugsanstalten das Soll erfüllt hat: „Knaststadt Wuppertal ist kein toller Titel.“
Annegret Peitsch ist wie zahlreiche Marschierer generell gegen jegliche Bebauung der Kleinen Höhe. Auch Kai Schmidt, der den Zug als Ordner begleitet, liegt der Erhalt des Grünzuges sehr am Herzen, doch treibt den Familienvater auch die Sorge um Sicherheit der Kinder um, wenn die Forensik käme.
Wülfrath, Schönefelder Weg: Zur Startzeit hatten sich am Treffpunkt auf dem Schönefelder Weg nur knapp 50 Protestierer versammelt — trotz des guten Wetters. „Wir müssen ein Zeichen setzen gegen die Forensik-Einrichtung. Die Diakonie Aprath ist als Standort ebenso ungeeignet wie die Kleine Höhe“, sagte Dirk Ternes, Vater zweier Söhne, von der Initiative „Gefahr im Tal“.
Mit weiteren Helfern sorgte er für den reibungslosen Ablauf des Sternmarsches. Vor allem Eltern und Kinder machten sich gemeinsam auf den Weg zur Kleinen Höhe. „Natürlich haben wir uns mehr Teilnehmer gewünscht“, räumte Ternes ein. Doch jeder, der gekommen sei, zähle.
Die geringe Teilnehmerzahl machte man mit vielen Plakaten wett: „Die Diakonie verkauft Kinderherzen für Straftäter“, „Sollen 100 traumatisierte Kinder den Tätern weichen?“ und „Flächenschutz ist Klimaschutz“ prangte auf den Tafeln, die die Demonstranten in die Höhe hielten. „Wir wollen die Politiker und Verantwortlichen aufrütteln“, sagte Till Birkenkamp, der in unmittelbarer Nähe zur Diakonie wohnt.
Auch seine Frau Sarah sah dringend Handlungsbedarf: „Wenn ich mir vorstelle, dass bald in unserer Nähe eine solche Einrichtung besteht, habe ich Angst um meine kleine Tochter. Dann kann ich sie nicht mehr alleine spielen lassen.“ Ob die Proteste ausreichen, können die Demonstranten derweil nur hoffen. „Wir werden sehen müssen, ob unsere Aktionen helfen“, sagte Till Birkenkamp.