100 Jahre Katholische Arbeitnehmer-Bewegung in Gruiten
Seit 100 Jahren gibt es die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung in Gruiten. Dessen Mitglieder haben in den 1950er-Jahren die St. Nikolaus-Siedlung hochgezogen.
Gruiten. Ob es die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) St. Nikolaus Gruiten auch die kommenden 100 Jahre geben wird? Heinz-Dieter Goergen ist skeptisch. „Wenn ich es nicht mehr mache, dann macht es keiner mehr“, sagt der Vorsitzende des katholischen Vereins. 100 Jahre gibt es die KAB Gruiten in diesem Jahr. „Wenn sich kein Vorstand findet, dann ist der Verein am Ende“, sagt Goergen.
Aber noch ist es nicht so weit. Noch zählt der Verein mehr als 50 Mitglieder. „Und vielleicht werden wir bald auch wieder ein paar mehr“, hofft er. Denn unter anderem hat sich der neue Kaplan der katholischen Nachbargemeinde in Hochdahl bei Goergen gemeldet und will der KAB Gruiten beitreten. „Und vielleicht gelingt es ihm ja, wieder junge Menschen und Familien für uns zu begeistern“, hofft Egon Schwarz. Der 79-Jährige war jahrelang Kassierer im Verein. „Es wäre schade, wenn nach 100 Jahren Schluss wäre“, sagt er.
Damals kamen gut 100 Arbeiter zur Gründungsversammlung, 48 traten der KAB bei. „Schon seit langer Zeit war es Wunsch einiger Arbeiter, ganz besonders aber einiger Metallarbeiter von Gruiten, sich zu einem katholischen Arbeiterverein zu organisieren“, heißt es im Protokoll der ersten Zusammenkunft des „katholischen Arbeiter-Vereins, Ortsgruppe Gruiten, im Bergischen Bezirksverband“ vom 14. Juli 1912.
Das sich mit den Jahren entwickelnde rege Vereinsleben kam während des Dritten Reiches zum Erliegen — die KAB wurde verboten. Nach dem Krieg war es vor allem die Wohnungsnot, die zu ihrer Wiederbelebung 1949 führte. Und die KAB-Gründungsmitglieder waren es, die 1954 die Siedlungsgemeinschaft St. Nikolaus gründeten, um Wohnraum für viele jüngere Mitglieder zu schaffen, die heiraten wollten.
In zwei Jahren zogen sie auf dem kircheneigenen Pachtgelände 17 Häuser hoch, in einem zweiten Bauabschnitt der St.-Nikolaus-Siedlung fanden 1970 weitere 20 Familien ein Heim. Werner Fritze, heute KAB-Ehrenvorsitzender, war damals Schriftführer. Er lebt noch heute in einem der Häuser, die er selbst mitgebaut hat. „Unsere Leistung lässt sich nicht wiederholen. Wer erledigt heute schon noch Ausschachtungsarbeiten allein mit Hilfe von 17 Schubkarren?“, sagt er.
Fritze war es auch, der maßgeblich daran beteiligt war, dass sich nach der Wiedervereinigung ein KAB-Verein in Haans Partnerstadt Bad Lauchstädt gründete. Heute organisiert Goergen das wandernde Friedensgebet und alle zwei Jahre den Gottesdienst am Arbeitsplatz. Auch Feiern, Firmenbesichtigungen und Bildungsveranstaltungen gehören zum Programm der KAB Gruiten. Die Hoffnung, dass sich jüngere Familien dem Verein anschließen, geben er und Schwarz nicht auf: „Wir könnten ihnen so viel bieten, wenn nur einer den Anfang machen würde.“