Hilden/Haan Corona: Für 11 000 Kinder fällt die Schule aus

Hilden/Haan. · Schließung von Kitas und Schulen ist problematisch für Eltern. Es sind Notgruppen geplant.

Die Schulen bleiben in den kommenden fünf Wochen geschlossen. Das wurde gestern beschlossen.

Foto: dpa/Caroline Seidel

Von der Bürgermeisterin im Rathaus über die Schul- und Kita-Leiter bis hin zu Vereinsvorsitzenden saßen die Vertreter des öffentlichen Lebens in Hilden und Haan am frühen Freitagnachmittag vor Fernseher, Radio oder Internet-Medien und verfolgten, wie NRW-­Ministerpräsident Armin Laschet drastische Einschnitte für die kommenden Wochen und Monate verkündete: Schulen, Kitas, Tagespflegestellen und kulturelle Einrichtungen bleiben geschlossen, auch Altenheime dürfen nicht mehr besucht werden. Der Start des Sommersemesters wird verschoben. Allein von den Schul-und Kitaschließungen sind in Hilden und Haan rund 11 000 Kinder und Jugendliche betroffen.

Wegen der Kurzfristigkeit gelte in allen Betreuungseinrichtungen für Montag und Dienstag eine Übergangsregelung, in der Eltern ihre Kinder eigenverantwortlich schicken können, teilt die Stadt Hilden mit. „Die Schließungen stellen sowohl berufstätige Eltern als auch Arbeitgeber vor große Herausforderungen“, erklärt Hildens Bürgermeisterin Birgit Alkenings. „Als Kommune sind wir aber darauf angewiesen, dass die so genannten systemrelevanten Berufe weiter ausgeübt werden.“ Das betreffe Feuerwehr, Altenpfleger, Ärzte und Kliniken sowie Polizei. Für Eltern, die in diesen Bereichen arbeiten, wird es deshalb eine Notbetreuung geben. Nähere Details werden Montag online veröffentlicht, so die Bürgermeisterin weiter. Ab Samstag bleiben die städtischen Sport- und Bildungseinrichtungen zunächst bis zum Ende der Osterferien für den Publikumsverkehr geschlossen. Das betrifft die Stadtbücherei, die Musikschule, das Wilhelm-Fabry-Museum, das Stadtarchiv, den Jugendtreff am Weidenweg, das Jugend- und Kulturzentrum Area 51, die Campus OT sowie alle Sportstätten. Darüber hinaus werden alle städtischen Veranstaltungen vorerst abgesagt. „Da nicht davon auszugehen ist, dass die – hoffentlich verlangsamte – Corona-Verbreitung in den nächsten Wochen aufhört, haben wir uns außerdem dazu entschieden, einige Veranstaltungen wie die Ausbildungs- und Studienbörse früh abzusagen“, erklärt Alkenings.

Auch Bücherei, Fabry-Museum und Musikschule machen dicht

Neben den externen Veranstaltungen werden auch die internen auf das absolut notwendige Maß reduziert und größere Ansammlungen vermieden. Für die Feuerwehr bedeutet das beispielsweise, dass die verschiedenen Wachabteilungen so koordiniert werden, dass sie sich nicht begegnen und Fortbildungen verschoben werden. „Grundsätzlich gilt: Damit die systemrelevanten Stellen immer besetzt sind, wird die Verwaltung bei Bedarf andere Dienstleistungen einschränken müssen“, erklärte Hildens Stadtsprecherin Henrike Ludes-Loer.

Auch in Haan kommt das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen. Bürgermeisterin Bettina Warnecke kündigte an, sie werde am Montag Vertreter von Sportvereinen aber auch Kulturtreibende, die über Veranstaltungsräume verfügen, einladen, „um darauf hinzuwirken, ob Veranstaltungen nicht verschoben werden können.“ Das Rathaus selbst ist ebenfalls vorbereitet: „Wir haben die nötige Ausrüstung, um Kollegen von zu Hause aus arbeiten lassen zu können“, betonte Warnecke. Ansprechpartner für die Bürger sollen trotzdem vor Ort bleiben.

Auch Friederike von Wiser, Leiterin des städtischen Gymnasiums, versicherte, die Schulen seien vorbereitet: „Wir sind allerdings froh, dass wir bei einer flächendeckenden Schließung wie der jetzigen immerhin unsere Verwaltung aufrecht erhalten können“, berichtete sie. Besonders betroffen seien allerdings die angehenden Abiturienten, das Schuljahr sei diesmal besonders kurz. Über E-Mails, Telefon und Messenger-Dienste sollen Lehrer und Schüler Kontakt halten.

Die Corona-Krise hat Auswirkungen bis in ganz private Bereiche. Karlo Sattler, Vorsitzender des Seniorenbeirats in Haan, berichtete von „immer mehr älteren Leuten, die sich bei uns melden, weil sie keine Angehörigen haben und verzweifelt sind, wie sie denn bei einer Verschärfung der Krise noch ihre Einkäufe erledigen können.“ Sowohl er als auch die Stadt bitten die Bevölkerung um Nachbarschaftshilfe: „und sei es ein Zettel unter der Tür, auf dem steht: „kann ich Ihnen etwas mitbringen?“ Die Krise zeigt aber auch skurrile Auswirkungen: So teilte die katholische Pfarrgemeinde Sankt Chrysanthus und Daria mit, dass die Kollekte-Körbchen vorerst im Eingangsbereich des Kirchenraumes stehen und nicht mehr durch die Bank gereicht werden.