60 Jahre Telefon in Hilden: Bürgermeister hatte die „2“
Im Herbst 1951 war Richtfest für das neue Fernmeldeamt. Damals wurde die erste automatische Telefonvermittlung eingerichtet.
Hilden. An der winterlich grauen Poststraße liegt der breite Gebäuderiegel einige Meter zurückgesetzt, Reste von Laub haben sich an den Ecken gesammelt. Nur die leuchtend gelbe Paketfachanlage am Gehsteig wird noch regelmäßig besucht. „Schmuddelig“ ist der Eindruck, den leerstehende Säle im Erdgeschoss und der schon lange verschlossene Eingang vom früheren Hauptpostamt vermitteln.
60 Jahre ist es her, dass die Postgeschichte an dieser Stelle Hildens Schwung bekam. Im Herbst 1951 war das Richtfest für die neue Telefon-Vermittlung, über den Winter wurde die Technik eingebaut — das ist historischen Zeitungen im Stadtarchiv zu entnehmen. Laut der „Hildener Zeitung“ stellte die automatische Telefonvermittlung „das Höchste an Erfindungsgeist und mechanischer Genauigkeit“ der Zeit dar.
Bis dahin war es üblich, dass Fachangestellte im Postamt an der Mittelstraße jede Verbindung von Hand auf elektrischen Tafeln steckten — und dabei von den Kunden mit „Fräulein“ angeredet wurden. Die neuen Schaltregale mit Relais und Walzen waren einem Zeitungsbericht zufolge in der Bauzeit Ziel einer Klassenexkursion des Helmholtz-Gymnasiums.
Hundert Jahre vorher gab es noch nicht einmal einen Telegrafen in Hilden. Die erste Verbindung wurde 1867 eingerichtet — gerade sechs Jahre nach der Stadterhebung der Gemeinde. Im Stadtarchiv wird ein Telefonbuch aus dem Jahr 1899 aufbewahrt. Das Bürgermeisteramt hatte die Telefonnummer „2“ von 22 Teilnehmern neben den Seidenwerken Gressard, der Textilfabrik Spindler und der Hermann Wiederhold Lack- und Lackfarbenfabrik. Mit der Telefonnummer „1“: die Gesellschaft der Baumwollindustrie.
1951 wurde der Ausbau der Post gefeiert von Lokalpolitikern und Presse als Zeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs. Rund 1500 Telefonanschlüsse gab es damals in Hilden, viele Firmen waren darunter. An den Zahlen gemessen hatte Hilden den Stand vor dem Zweiten Weltkrieg überholt. Zwölf Jahre später beschloss der Rat sogar, die Straße nach der Post zu benennen. Die Verbindung von der Benrather Straße zum Bahnhof hatte vorher „Bahnhofstraße“ geheißen. Weitere Postämter gab es damals an der Kirchhofstraße und an der Kölner Straße, das ergibt sich aus Ratsprotokollen.
Inzwischen ist die Telefontechnik alltäglich geworden. „An der Poststraße ist eine von 8000 Ortsvermittlungsstellen in Deutschland“, sagt George Mc Kinney, Pressesprecher der Telekom. Welche Bereiche die Technik an der Poststraße versorgt — er wisse es nicht genau. Nur viel kleiner seien die Schaltungen durch den Fortschritt der Elektronik geworden. Vermittlungsstellen hätten früher leicht ein Einfamilienhaus gefüllt, inzwischen reiche für die gleiche Aufgabe ein Regal.