Bürgermeister Knut vom Bovert: „Die städtischen Finanzen müssen wir sanieren“
Bürgermeister Knut vom Bovert schaut auf die kommenden zwölf Monate.
Haan. Was bringt das neue Jahr für Haan? Worauf müssen und können sich die Bürger einstellen? Darüber sprach die WZ mit Bürgermeister Knut vom Bovert
Herr vom Bovert, wenn Sie auf das abgelaufene Jahr zurückblicken: Was war entscheidend?
vom Bovert: Entscheidend war für mich, dass es trotz Nothaushalt keinen Stillstand gab. Wir haben eine neue Feuerwache, eine neue Grundschule, eine sanierte Bücherei und im Technologiepark ist der Neubau der Unternehmensgruppe Vedder/Retsch so gut wie bezugsfertig.
Wir stehen in intensiven Gesprächen und Verhandlungen sowohl mit dem Unternehmen als auch den Grundstückseigentümern. Wir wollen im wechselseitigen Respekt für die Stadt Haan aber auch die Bewohner Gruitens eine bestmögliche Lösung erarbeiten, die wir gemeinsam vertreten können. Zurzeit laufen eben noch verschiedene Untersuchungen, das dauert.
Zum Beispiel?
vom Bovert: Die Kreuzung Polnische Mütze muss ertüchtigt werden. Wir haben bereits dafür erforderliche Grundstücke erworben und stehen mit sämtlichen Behörden in Verhandlungen. Das Verkehrsministerium beispielsweise hat schon grünes Licht gegeben.
Wie schmerzhaft ist die Entscheidung des Verwaltungsgerichts zum Bebauungsplan Windhövel?
vom Bovert: Die Entscheidung hat mich schon geärgert, weil wertvolle Zeit zur Realisierung des Projektes vergeht. Aber wir werden die dritte Runde Windhövel angehen, einen neuen Bebauungsplan aufstellen und auch die Einzelhandelssituation noch einmal abfragen. Wir möchten uns nicht vorwerfen lassen, dass wir uns auf ein Gutachten aus dem Jahrr 2006 berufen. Wir wollen das Cima-Einzelhandelsgutachten aktualisieren lassen.
Um den Haaner Einzelhandel ist zurzeit aber nicht so gut bestellt. Braucht Haan das Windhövel-Center?
vom Bovert: Der Einzelhandel leidet unter anderem durch die Konkurrenz des Internets. Gleichzeitig müssen wir unseren immer älter werdenden Einwohnern etwas anbieten. Wir brauchen etwas, was zieht. Unser Ziel muss es sein, aktiv die Versorgungsqualität in Haan zu verbessern, in dem wir die Voraussetzungen schaffen, weiteren Einzelhandel anzusiedeln. Zusätzliche Ladenlokale in nachgefragten Größen und mit einem adäquaten Mietniveau können den Prozess zu mehr Sortimentsbreite sowie -tiefe unterstützen. Das Vorhaben ist nach wie vor für unsere Stadt unverzichtbar, um dem innerstädtischen Handel den dringend erforderlichen Impuls zu schaffen.
Was erwartet die Bürger im neuen Jahr?
vom Bovert: Wir können nur hoffen, dass die Lösung der europäischen Krise gelingt. Der Atomausstieg kostet erhebliches Geld, das wird auch die Städte treffen. Auch der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren, der bundesweit nicht finanzierbar ist, wird uns weiter beschäftigen. Und die Auflösung der WestLB wird dazu führen, dass sich die Stadt-Sparkasse nicht noch mehr sozial engagieren kann. Das alles wird dazu führen, dass die Rahmenbedingungen nicht einfacher werden.
Wir haben Mehreinnahmen von fünf Millionen Euro. Das bedeutet, dass wir nur noch die Schulden für zwei Millionen Euro bezahlen müssen. Das führt nicht dazu, dass wir mehr Geld in der Kasse haben. Ich weiß zum Beispiel, dass den Bürgern das Hallenbad sehr wichtig ist. Aber keiner weiß, woher das Geld dafür kommen soll.
Was steht darüber hinaus in der Stadt an?
vom Bovert: Da nenne ich in Stichworten die Sanierung der Finanzen, die Standortsuche für die VHS und die Paul-Maar-Schule eventuell an der Bachstraße, eine bauliche Lösung für den städtischen Kindergarten, die Sanierung des Sportplatzes Gruiten, den Mensabau am Schulzentrum, den Bebauungsplan Windhövel und nicht zuletzt die weitere Unternehmensakquise für den Technologiepark. Wenn eine nachhaltige Sanierung der Finanzen gelingt, muss kein Verzicht geübt werden.
Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
vom Bovert: Mir ist wichtig, dass wir sachorientiert die Dinge angehen. Politisches Taktieren, wie von vielen betrieben, hilft in der Sache nicht weiter.