Arbeitsfrühstück der Bürgerstiftung
17 Teilnehmer aus Vereinen und Institutionen tauschen sich aus. Niedrigzins macht auch die Arbeit vor Ort schwieriger.
Haan. Der seit Ende April 2015 neu zusammengesetzte Vorstand der Bürgerstiftung für Haan & Gruiten hat die örtlich im sozialen Bereich tätigen Institutionen und Vereine zu einem Gedankenaustausch und zum persönlichen Kennenlernen eingeladen.
Mit 17 Teilnehmern war die Resonanz überaus positiv (siehe Box). „Die Mitglieder des Vorstands möchten die sozialen Problemlagen im Bereich der Stadt Haan und die Kriterien verstehen, nach denen seitens der Sozialverbände Unterstützungsanträge an die Bürgerstiftung gestellt werden, damit der Vorstand sachgerechte Entscheidungen bei der Verwendung begrenzter Mittel treffen kann“, umriss der Vorsitzende Angelos Tsangaris das Ziel des Gedankenaustauschs.
Katja Breker, SKFM
Tsangaris wies darauf hin, dass Hilfestellungen in der Jugend-, Familien- und Altenhilfe sowie die Unterstützung bedürftiger Personen zwar wichtige Handlungsbereiche der Bürgerstiftung seien, jedoch gemäß Satzung insgesamt 15 Förderzwecke vorgesehen sind, die um die finanziellen Mittel konkurrieren. Darüber hinaus sei es der Bürgerstiftung untersagt, Pflichtaufgaben zu übernehmen, die von Gesetzes wegen der Stadt Haan auferlegt sind.
Im Rahmen des vom Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Petra van der Lest im Kulturbahnhof Haan liebevoll vorbereiteten „Arbeitsfrühstücks“ entwickelte sich schnell ein intensiver und offener Informationsaustausch zu den Haaner Problemlagen. Für die Vorstandsmitglieder gab es viel Erhellendes in Sachen Verständnis, jedoch auch manches Bedrückende zu gesellschaftlichen Entwicklungen und zu Einzelschicksalen.
„Früher haben wir uns hauptsächlich um bedürftige alte Menschen kümmern müssen, heute besteht unser Klientel zu 80 Prozent aus Jugendlichen im Alter von 18 bis 25 Jahren“, beschreiben Katja Breker vom SKFM und Eva Stappert vom Betreuungsbüro Hilden, das auch für Haan tätig ist, die Veränderung ihrer Arbeit. Bei diesen Jugendlichen handelt sich nach ihren Einschätzungen jeweils zur Hälfte um „junge Wilde“ und um überbehütete Kinder mit begrenzter Fähigkeit, eigenverantwortlich zu leben.
Die Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung wurde von allen Anwesenden positiv bewertet. Vor allem die schnellen Entscheidungen in akuten Notlagen sind oft entscheidend für die Wirksamkeit der Hilfe. Anträge an die Bürgerstiftung werden seitens der Sozialverbände erst gestellt, wenn zunächst die Zuständigkeit anderer Träger wie Stadt oder Landschaftsverband geprüft wurde. Aber: „ Die Lücke zwischen den Bedarfen und den Möglichkeiten der einzelnen Institutionen wird immer größer“, beklagten die Verantwortlichen der Wohlfahrtsverbände.
Wie alle Stiftungen leidet auch die Bürgerstiftung für Haan & Gruiten unter den derzeitigen Niedrigzinsen am Geld- und Kapitalmarkt. Die sogenannten mündelsicheren Geldanlagen, zu denen die Bürgerstiftung entsprechend ihrer Satzung verpflichtet ist, bringen nur noch geringe Erträge. Vor der Staatsschuldenkrise und der Niedrigzinspolitik der Zentralbanken konnten jährlich rund 30 000 Euro Zinserträge erwirtschaftet werden, heute sind es gerade einmal 10 000 Euro.
Da die Unterstützung sozialer oder anderer gemeinnütziger Projekte nur aus den Erträgen geleistet werden kann, schränken die niedrigen Zinserträge die Wirkungsspielräume der Bürgerstiftung stark ein. Zustiftungen und Spenden sind deshalb gerade jetzt ganz besonders wichtig, damit die Bürgerstiftung ihre Unterstützung gemeinnütziger Projekte in Haan aufrechterhalten kann.
In diesem Zusammenhang weist die Bürgerstiftung darauf hin, dass Zustiftungen zwischen 2500 und 5000 Euro von der Stadt-Sparkasse Haan verdoppelt werden, so dass privates Engagement für die Bürgerstiftung doppelt wirksam wird. Red