Bürger spenden Ausschuss Applaus

Drei Vorschläge legte ein Gutachter vor, um den Lkw-Verkehr aus der City rauszuhalten. Keiner fand den Zuspruch der Haaner.

Foto: A. Rüttgen

Haan. Der Stadtentwicklungsausschuss hat am Dienstagabend unter dem Applaus von rund 70 Zuhörern — so viele wie selten — alle drei vom Gutachter vorgeschlagenen Varian-ten für einen Straßentausch von Turn- und Martin-Luther-Straße sowie für eine Verteilung des (Lkw-) Verkehrs über diese beiden Straßen einstimmig abgelehnt.

Bei einer Enthaltung haben die Mitglieder außerdem den Vorschlag der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) angenommen, zu diesem Thema einen Bürgerdialog zu veranstalten. Zur nächsten regulären Sitzung des Stadtentwicklungsausschuss sollen darüber hinaus Vertreter des Kreises eingeladen werden, damit dieser „einfach spürt, dass es in Haan enormen Widerstand gibt“. Das sagte Jörg Dürr (SPD) am Ende einer fast anderthalbstündigen Diskussion. Auch auf die Stadt Solingen soll eingewirkt werden, auf dass sie die L 85 für eine bessere Durchfahrt ertüchtigt.

Für die Stadt Haan wird derzeit ein Verkehrsentwicklungsplan erstellt. Aktuell steht als ein Bestandteil dieses Plans das Lkw-Führungskonzept zur Diskussion. Nach Anwohnerprotesten sucht Haan nach Lösungen, um den Lkw-Verkehr — der von der Autobahn kommend oft Gewerbegebiete in Hilden, Solingen und Wuppertal zum Ziel hat — von innerstädtischen Straßen fernzuhalten oder die Verkehrsbelastung zu senken.

Untersuchungen des Düsseldorfer Ingenieurbüros Runge bestätigen, dass die Route über innerstädtische Straßen Haans dem Lkw-Verkehr zeitliche Vorteile bringt — trotz Tempolimits und Ampeln. Das liege daran, dass auf der B 228 in Haan aufgrund der grünen Welle im Vergleich zu anderen Strecken „ein himmlischer Verkehrsfluss“ herrsche, so Runge. Da brauche man „sich nicht zu wundern, wenn Lkw-Fahrer über die Ohligser Straße fahren.“

Martin-Luther- und Turnstraße seien demnach für Lkw-Fahrer die „bessere Alternative zur L 85 in Solingen“, wo der Verkehr vielfach stocke. Runge zufolge erreicht der Durchgangsverkehr in Haan einen Anteil am Gesamt-Verkehrsaufkommen von stattlichen 60 Prozent, was „hohe Unverträglichkeiten“ zur Folge hat. Diese werden sich künftig aufgrund des allgemein steigenden Verkehrsaufkommens und weiterer Firmenansiedlungen im Haaner Technologiepark noch verstärken.

Das Ingenieurbüro Runge hat drei Varianten untersucht: Die erste umfasst den Straßentausch von Turn- und Martin-Luther-Straße (die Turnstraße würde von der Kreis- zur Gemeindestraße herab-, die Martin-Luther-Straße von einer Gemeinde- zur Kreisstraße heraufgestuft), die zweite das Belassen beim bisherigen Zustand mit Ausbau der Turnstraße.

Als dritte Variante schlug Runge vor, aus Turn- und Martin-Luther-Straße Einbahnstraßen zu machen, um den Verkehr gleichmäßig zu verteilen — die Turnstraße mit Fahrtrichtung Norden, die Martin-Luther-Straße mit Fahrtrichtung Süden. Diese dritte Variante favorisierte Gutachter Runge, weil sie eine gleichmäßige Verkehrsbelastung für beide Straßen und damit auch für deren Anwohner mit sich bringe.

Weil keine der drei Varianten eine Entlastung mit sich bringt, um die es der Politik ja eigentlich ging. „Wir wollen keine Lösung, die es dem überörtlichen Verkehr leichter macht“, betonte Harald Giebels (CDU). „Keine Variante führt zu einer Verbesserung“, bemängelte Meike Lukat (WLH). „Das wäre eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera“, sagte Jörg Dürr (SPD). Und Andreas Rehm (GAL) gab zu bedenken, dass Haan die Martin-Luther-Straße als Gemeindestraße nicht aus der Hand geben dürfe, weil dort unter anderem eine Kita ansässig sei. Rehm und Dürr schlugen vor, „den Kreis in den Ausschuss oder Rat einzuladen und klarzumachen, wo unsere Wünsche und Ziele sind. Wir müssen einfach Gegenwind aufbauen.“ Dafür gab’s Applaus.