Damit Asylbewerber nicht im Regen stehen

Eine junge Haanerin hat sich daran gemacht, Schirme zu sammeln.

Haan. Immer wenn Annika Neumann von ihrem Zuhause in Haan zu ihrem Freund in Gruiten fährt, kommt sie an dem Container-Dorf für Flüchtlinge in Ellscheid vorbei. „Auf der kilometerlangen Strecke fallen mir immer wieder Menschen auf, die im Regen ohne Schirm oder wenigstens Kapuze an einer Jacke zu Fuß unterwegs sind.“ Vom Regen überrascht zu werden, das kennt die 24-Jährige. „Ich habe deshalb bestimmt schon zehn Billig-Falt-Schirme gehortet.“ Warum nicht teilen? fragte sich die Haanerin und startete im Internet einen Aufruf, doch bitte gebrauchte Knirpse bei ihr abzugeben.

Motto: „Niemand soll im Regen stehen.“ Nach nur wenigen Minuten bekam sie sehr positives Feedback, dann aber erschien der Schock auf den Bildschirm: „Die Typen tragen doch sowieso alle Nike-Schuhe.“ „Da lasse ich doch lieber meine Sachen im Keller verstauben als denen was zu spenden.“ Sogar: „Lass das nach, sonst hast Du bald ein persönliches Problem.“, schlug ihr im Netz als Reaktion aufgrund des Spendenaufrufs entgegen. Damit hatte sie nicht gerechnet.

Annika Neumann schrieb „Schämt euch“ an all jene zurück und löschte - erschüttert über Tatsache, dass solche Meinungen in ihrer nächsten Umgebung herrschten - ihren Eintrag. „Plötzlich lagen aber fünf große Regenschirme vor unserer Haustür. Eine nette Haanerin hat außerdem spontan zehn neue Schirme in der hiesigen Drogerie gekauft.“

Am selben Abend noch fuhr die junge Frau in das Flüchtlingscamp, um ihren gesammelten Regenschutz zu überreichen. „Die Dankbarkeit der Menschen dort hat mich sehr berührt.“ Spontan wurde sie zum Tee eingeladen von Ezzat aus Ägypten, der schon seit zwei Jahren auf seine Anerkennung wartet. Viele Flüchtlinge kennen aus ihrer Heimat keinen Regen, somit auch keinen Nässe-Schutz. Annika Neuman schrieb deshalb einige Schirmhersteller an. Aus Süddeutschland antworteten zwei Firmen mit dem Versprechen, jeweils 100 Schirme zu spenden. Da der Herbst kommt, will sie Regenschutz („gern auch gebraucht“) auch an die umliegenden Flüchtlings-Unterkünfte weiter geben.

Für alle, die meinen, sich rassistisch im Netz austoben zu müssen, hat die studierte Marketing-Frau noch eine Warnung parat: Die Website ,perlen-aus-freital.tumblr. com’ hat sich zur Aufgabe gemacht, alle Absender rechter Parolen mit Namen und Arbeitgeber an den Internet-Pranger zu stellen. Wer sich hingegen an der Initiative von Annika Neumann beteiligen möchte, kann sich unter der Mail-Adresse melden.

Nicht-im-Regen-stehen@web.de